Süddeutsche Zeitung

dapd stellt Fremdsprachendienst ein:Bauchlandung bei Prestigeprojekt

Weiterer Rückschlag für die dapd. Die angeschlagene Nachrichtenagentur hat ihren Fremdsprachendienst einstellen müssen, weil die Finanzierung nicht mehr gewährleistet war. dapd hatte den Dienst dem Konkurrenten dpa erst Ende 2011 abgejagt.

Die Nachrichtenagentur dapd hat ihren Fremdsprachendienst Anfang März eingestellt, wie sie auf Anfrage von Süddeutsche.de bestätigte. Zuvor hatte das Nachrichtenportal newsroom.de berichtet, dass dapd die eigenen Kunden in einem Schreiben darüber informiert habe, dass man den Fremdsprachendienst aufgrund der Insolvenz leider nicht mehr anbieten könne. Der Dienst habe in allen acht Fremdsprachen eingestellt werden.

"Die Einstellung des Fremdsprachendienstes ist sehr traurig", sagte Peter Gehrig, der dem Dienst bis zu seiner Pensionierung Ende 2012 vorstand, dem Nachrichtenportal Newsroom.de. Es habe sich um ein Prestigeprojekt gehandelt, um das bis zum Ende, auch innerhalb des Hauses gekämpft worden sei.

In Zusammenarbeit mit Journalisten in aller Welt belieferte der dapd-Dienst das Auswärtige Amt, verschiedene Goethe-Institute, zahlreiche türkische Schulen, Fernsehsender und Zeitungen in acht verschiedenen Sprachen. Ziel war es, täglich deutsche Positionen zu aktuellen Themen zu erklären, sowie Zusammenhänge mit Kultur und Gesellschaft zu beschreiben.

Der Dienst habe eingestellt werden müssen, weil die Finanzierung nicht mehr gesichert gewesen sei, schreibt newsroom.de. Der dapd-Ableger bereitete Nachrichten für mehr als 200 Kunden weltweit auf, von denen die meisten allerdings nichts dafür bezahlten. Hinzu sei gekommen, so newsroom.de, dass sich viele freie Mitarbeiter nach der überraschenden Insolvenzverkündung im Oktober 2012 geweigert hätten, weiterhin für den Dienst zu arbeiten. Zunächst hätten sie besänftigt werden können, doch nach der zweiten Insolvenz Anfang März hätten viele von ihnen die Arbeit eingestellt.

Für dapd ist die Einstellung des Fremdsprachendienstes eine weitere Schlappe. Als die Nachrichtenagentur den Auftag Ende 2011 vom Auswärtigen Amt ergattern konnte, galt das als wichtiger Prestigeerfolg gegenüber dem Konkurrenten dpa. Das Auswärtige Amt hatte den Auftrag für den Fremdsprachendienst nach jahrelanger Zusammenarbeit mit der dpa nach einer Rüge des Bundesrechnungshofes Anfang 2011 öffentlich ausschreiben müssen und nach der Überprüfung der eingereichten Offerten sich für den kostengünstigeren Konkurrenten dapd entschieden.

Weltweit in Projekt investiert

Entsprechen ernst nahm dapd den Auftrag und investierte weltweit in das Projekt. Ein großes Team an freien Mitarbeitern und Journalisten erstellte täglich drei bis fünf Nachrichten auf Chinesisch, Russisch, Portugiesisch und Französisch, 20 Meldungen auf Arabisch und Spanisch, 25 Berichte erschienen auf Englisch und 35 auf Deutsch.

Das Auswärtige Amt muss den Auftrag nun erneut öffentlich ausschreiben. Ob die dpa nun erneut zum Zuge komme, sei alles andere als sicher, schreibt newsroom.de.

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