Axel Springer:Rangelnde Halbgeschwister

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Dagmar Rosenfeld: "Es war mir ein Fest." (Foto: IMAGO/IMAGO/HMB-Media)

Die "Welt am Sonntag"-Chefin Dagmar Rosenfeld verlässt Axel Springer und wird Herausgeberin bei Gabor Steingarts Media Pioneer. Alles ganz familiär?

Von Claudia Tieschky

Es gibt das Genre der lobenden Abschiedsgrüße auf Social Media, die man über Kollegen schreibt, die sich aus dem Staub machen. In dieser Woche postete Dagmar Rosenfeld, die Chefredakteurin von Springers Welt am Sonntag, gleich zwei solcher Lobsätze, die eigentlich ein Hinterherwinken sind, Thore Barfuss und Lucas Wiegelmann, langjährige Welt- und WamS-Mitarbeiter, verlassen das Blatt. Am Donnerstag nun veröffentlichte Axel Springer ein ganz ähnliches Lobschreiben, das von "unermüdlicher Hingabe", "herausragender Arbeit" und "besonderem Einsatz" handelt, aber eben auch von Trennung: Diesmal geht es um Dagmar Rosenfeld selbst.

Die 50-Jährige, die vor acht Jahren von der Zeit zu Springer kam, 2019 Chefredakteurin der Welt wurde und 2022 der Welt am Sonntag, wechselt im Sommer als Herausgeberin zu Media Pioneer, dem von Gabor Steingart gegründeten Online-Portal. In der Pressemitteilung von Axel Springer wird betont, dass der Konzern an Pioneer "als strategischer Partner eine Minderheit hält" - Rosenfeld bleibe dem Unternehmen Springer "damit weiter verbunden". Auch Welt-Chefredakteur Ulf Poschardt freut sich, dass Rosenfeld "Teil der Axel-Springer-Familie bleibt".

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Die Welt hatte 2023 ebenso wie Bild, wo man sich unter anderem vom linearen Sender Bild TV verabschiedete, herbe Einschnitte hinzunehmen. Bei der Konzernausrichtung setzt Springer-Chef Mathias Döpfner zunehmend aufs Digitale, auf neue Technologien und aufs US-Geschäft. Von dort kommt auch der deutsche Ableger von Springers Online-Mediengruppe Politico, der gerade von Berlin aus startet. Politico sucht seine Kundschaft vornehmlich über Newsletter - für Pioneer wiederum sind Gabor Steingarts Morning Briefing und News-Podcast wichtige Zugangswege zur Medienmarke. Spätestens an diesem Punkt also sind Pioneer, Rosenfelds neues Wirkungsfeld und Axel Springers Minderheitsbeteiligung, und das deutsche Politico dann doch eher - um in Poschardts Bild von der Familie zu bleiben - zwei Halbgeschwister, die um Aufmerksamkeit rangeln. Dagmar Rosenfeld jedenfalls verabschiedet sich von Springer laut Pressemitteilung mit Dank und mit Lob für die Welt-Redaktion: "Es war mir ein Fest und eine Ehre."

Chefredakteur von Politico in Deutschland ist übrigens Gordon Repinski, der sich täglich morgens mit Berlin Playbook "aus dem Regierungsviertel" bei den Lesern meldet. Ihn warb Springer wiederum von Pioneer ab, wo er damals stellvertretender Chefredakteur war. Familiär sozusagen ist da einiges los.

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