Dänischer Minister tickt aus:Ausraster vor der Kamera

Der dänische Minister Bertel Haarder sollte ein Interview geben. Doch er flippte aus - und ist nun ein Renner im Internet.

Gunnar Herrmann

Am Anfang lächelt Bertel Haarder noch freundlich. Aber hinter dem netten Gesicht des dänischen Gesundheitsministers kann man sie schon erahnen, diese unglaubliche Wut, die sich im Laufe des Interviews Bahn brechen wird. In einer minutenlangen Tirade beschimpft er dann einen Reporter des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders DR. Der strahlte die Attacke am Sonntagabend aus. Seitdem ist das Video mit dem dänischen Gesundheitsminister ein Renner im Internet.

Auf den ersten Blick traut man Haarder ja gar nicht zu, dass er einem Journalisten "Du Arschloch" oder "Scheiße" ins Gesicht schreien könnte. Er ist ein drahtiger 66-Jähriger, mit langer Erfahrung als Politiker der rechtsliberalen Partei Venstre. Zum Interview am vergangenen Freitag hatte er einen karierten Wollpulli angezogen. Bei dem Gespräch sollte es um Operationen gegen Fettleibigkeit gehen. Besonders genau erkundigte sich der Reporter nach einer Arbeitsgruppe zu diesem Thema, doch Haarder wusste da nicht so recht Bescheid. Er antwortete erst ausweichend und dann, als der Journalist nachhakte, immer aggressiver.

Auf dem siebeneinhalb Minuten langen Film sieht man den Minister mehrmals wütend aus dem Bild stürmen. Man hört ein Geräusch, dass etwa so klingt, als würde er gegen eine Wand boxen. Dann kommt er wieder und schreit den Journalisten an, er habe wegen des Interviews extra sein Abendessen - Milchreis - stehen lassen.

"Du behandelst mich wie Scheiße", klagt er. "Du kannst hier nicht am Freitagabend mit Fragen kommen, von denen ich keine Ahnung habe." DR erklärte später, man habe sich entschlossen den Ausbruch zu senden, weil er die Unsitte dänischer Politiker verdeutliche, nur noch abgesprochene Interviews geben zu wollen.

Auszüge des Wutausbruchs verbreitete der Sender kurzzeitig im Internet als Handy-Klingelton. Haarder entschuldigte sich in einem Brief. Es sei ja nicht nur der Milchreis gewesen, schrieb er, er habe an jenem Nachmittag mit seiner Frau auch ein Weihnachtskonzert besuchen wollen, Migräne sei dann auch dazugekommen. Typischer Fall von Adventsstress eben.

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