Süddeutsche Zeitung

Dänemark:Massiver Abbau

Schwarzer Bildschirm, stummes Radio: Nach der Abschaffung der Rundfunkgebühr in Dänemark streicht der öffentlich-rechtliche Rundfunk bis zu 400 Stellen, mehrere Radio- und Fernsehsender werden zum Jahr 2020 eingestellt.

Von Laura Hertreiter

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Dänemark wird nach einer Gebührenreform massiv zusammengekürzt. Wie die Medienanstalt Danmarks Radio (DR) mitteilte, sollen in den kommenden zwei Jahren bis zu 400 Jobs eingespart werden. Drei Fernseh- und drei Radiosender sollen eingestellt werden oder nur noch digital zu empfangen sein.

Generaldirektorin Maria Rørbye Rønn teilte am Mittwoch mit: "Es wurde die politische Entscheidung getroffen, den DR-Haushalt um 20 Prozent zu reduzieren. Das wird schwer, aber wir stellen uns der Aufgabe." Das stark verkleinerte Budget ist Teil der Finanzierungsreform des Rundfunks im Land.

Nachdem die Rundfunkgebühr abgeschafft wurde, fallen sechs Sender und Hunderte Posten weg

Bislang zahlten Dänen pro Haushalt umgerechnet knapp 330 Euro Medienlizenz pro Jahr, das Äquivalent zur deutschen Rundfunkgebühr von 210 Euro. In beiden Ländern wird die Abgabe viel diskutiert. In Dänemark wurde die Abschaffung im Frühjahr angekündigt, nachdem die rechtspopulistische Dänische Volkspartei mit Erfolg verlangt hatte, die DR-Kürzungen von den geplanten 12,5 Prozent auf 20 Prozent zu erhöhen. Nun also wird das DR-Budget schrittweise im Laufe der kommenden fünf Jahre um ein Fünftel, umgerechnet 105 Millionen Euro, gekürzt. Ab 2019 soll der DR-Haushalt dann steuerlich finanziert werden. Allerdings nicht wie seit 2013 in Finnland über eine spezielle Mediensteuer, sondern über die Senkung der jährlichen persönlichen Steuerfreibeträge.

Die Folgen sind drastisch: Der Sender hat nach eigenen Angaben 420 Millionen Kronen, umgerechnet rund 56 Millionen Euro, pro Jahr weniger fürs Programm. Einschnitte gibt es vor allem beim Sport, Unterhaltung und Lifestyle sowie dem Einkauf fiktionaler Produktionen.

Die Anzahl der Fernsehsender wird laut Rundfunkanstalt im Jahr 2020 von sechs auf drei reduziert werden - DR K wird mit DR2 vereint, DR 3 und DR Ultra werden aus dem TV-Programm verschwinden und nur digital weitergeführt. Die Anzahl der Radiokanäle wird von acht auf fünf sinken - P6 Beat, P7 Mix und der Jazzkanal P8 werden geschlossen. "Wir müssen uns von sehr vielen fähigen Mitarbeitern verabschieden", sagte Generaldirektorin Maria Rørbye Rønn. Das betreffe auch 25 Leute in der Führungsetage.

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Quelle:
SZ vom 20.09.2018
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