CSU: Debatte um Parteizeitung:Bye-bye, Bayernkurier?

Der katholische "Rheinische Merkur" verliert die Eigenständigkeit, und auch um den christsozialen "Bayernkurier" sieht es nicht gut aus. Fränkische CSU-Organe fordern die Einstellung - die Verluste könne man sich sparen.

B. Kruse und F. Baden

Der 3. Juni 1950 war ein großer Tag für Franz Josef Strauß. Erstmals erschien der Bayernkurier, sein Bayernkurier. Der damalige CSU-Generalsekretär, Gründungsherausgeber und erste Chefredakteur schrieb das Geleitwort zum neuen Parteiblatt: Der Inhalt werde "getragen sein von der Liebe zu Bayern, der Treue zu Deutschland und dem Bekenntnis zu Europa".

Ausgabe des Bayerkuriers vor der Parteizentrale der CSU, 2002

Wird der christsoziale "Bayernkurier" eingestellt - wie nun aus der fränkischen CSU gefordert wird? 

(Foto: ddp)

Dieser Kernsatz habe bis "heute nichts von seiner Gültigkeit verloren", erklärt der derzeitige CSU-Chef und Bayernkurier-Herausgeber Horst Seehofer. Das muss er nur seinen Parteifreunden noch einmal länger erklären.

Nachdem sich die katholische Kirche die Verluste für den Rheinischen Merkur nicht mehr leisten will und das Blatt faktisch als Dreingabe zur Zeit beerdigt, ist nun die Zukunft des Parteiorgans Bayernkurier in der Diskussion. Ein weiteres Richtungsblatt könnte scheitern. Für den Parteitag Ende Oktober haben die CSU-Kreisverbände Hof-Land und Lichtenfels jedenfalls den Antrag gestellt, den Bayernkurier zum nächstmöglichen Zeitpunkt einzustellen.

Bye-bye, Bayernkurier?

"Aufwand und Nutzen stehen in keinem vernünftigen Verhältnis", erklärt Alexander König, Kreisvorsitzender Hof-Land und Mitglied des Fraktionsvorstandes der CSU im Bayerischen Landtag. Der Kreisvorstand habe einstimmig für das Einstellen der Parteizeitung gestimmt.

Anlass für das Votum war der Vorschlag, den Mindestbeitrag pro Partei-Mitglied stark zu erhöhen - auf dann 60 Euro pro Jahr. Die Mitglieder des Vorstands und auch die Vorsitzenden der Ortsvereine wollten sich diesem Vorschlag der Landesleitung nicht anschließen. Der Gegenvorschlag: Die CSU-Landesleitung solle über Einsparungen nachdenken. Beispielsweise über ein Ende des Kostgängers Bayernkurier, auch wenn Strauß selig der Gründer war.

Christian Meißner, Vorsitzender des Kreisverbandes Lichtenfels, erläutert, dass seine Parteifreunde im Kreisvorstand den Vorstoß gut fanden: "Auch die waren unisono für das Einstellen der Zeitung". Als jährliches Verlagsdefizit wird eine Summe von "ungefähr 1,2 Millionen Euro" genannt. Die Landesleitung, so Meißner in der zum Süddeutschen Verlag gehörenden Frankenpost, mache keinerlei Vorschläge zum Sparen, "da wollten wir helfen".

Ein heikles Thema bei den Mitgliedern

Wird der Antrag überhaupt auf dem CSU-Parteitag debattiert? Oder wird er vorher elegant entsorgt? "Das ist eine reine Parteifrage", so Meißner, "deshalb wird er auch behandelt." Er rechnet mit einem knappen Ergebnis.

Tatsächlich versteht die CSU, wenn es um die Höhe der Mitgliedsbeiträge geht, keinen Spaß. Kaum ein Thema ist bei den Mitgliedern so heikel. Es wird nicht zum ersten Mal erwogen, die Mitglieder mehr zur Kasse zu bitten. Und jedes Mal sorgt diese Überlegung für Aufregung - immer wieder kommt dann auch der Gedanke auf, beim Bayernkurier zu sparen.

Wie einst bei Thomas Goppel: Zu seiner Zeit als Generalsekretär wurden die Zuschüsse für den Bayernkurier gekürzt. Er wollte auch, dass die Mitglieder für das Abo zahlen sollten, anstatt die Parteipostille kostenlos einmal in der Woche im Briefkasten zu haben. Die Sparmaßnahmen waren damals einer der Gründe dafür, warum sich der Strauß-Vertraute Wilfried Scharnagl vom Posten des Chefredakteurs zurückzog.

Nicht auszuschließen, dass sich auf dem Parteitag - sofern wirklich dieser Antrag eingereicht wird - auch eine Mehrheit für Kürzungen oder gar für die Einstellung des Bayernkurier finden lässt.

Bayernkurier-Verlagsleiter Reinhard Schaefer wurde von den Frondeuren aus Franken überrascht. Er will das kleine Medienhaus mit 13 Mitarbeitern in Verlag und Redaktion retten. Chefredakteur ist Peter Hausmann, einst Sprecher der Bundesregierung von Helmut Kohl; die offizielle Auflage liegt bei 62.000 Exemplaren. Verlagschef Schaefer spricht davon, dass der Bayernkurier "sehr wirtschaftlich" arbeite und dementiert die in der CSU kursierenden Zahlen zum Defizit. Ein Einstellen der Wochenzeitung bedeute auch, auf Werbeeinkünfte und Abonnements zu verzichten.

Die CSU-Landesleitung hält sich zurück. Der Antrag werde in der Antragskommission beraten und mit einem Votum versehen, sagt CSU-Sprecher Hans-Michael Strepp: "Diesem Votum greifen wir nicht vor."

Wie sagte Franz Josef Strauß so schön: "Der Politiker, wenn er Erfolg hat, ist immer auch ein Protegé der Geschichte, in guten wie in bösen Zeitläuften."

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