Crowdfunding-Projekt "Nocommentator":Bye-bye, Béla Réthy

Lesezeit: 2 Min.

Falls das Projekt in Serie geht, verspricht Martin Born, noch etwas am Design des "Nocommentator" zu feilen. (Foto: nocommentator.com)

Wer keine Fußballkommentatoren mag, für den naht Rettung: Mit "Nocommentator" kann der Schweizer Martin Born nervige Reporter einfach ausblenden. Nun sammelt er per Crowdfunding Geld, um das Gerät in Serie zu produzieren.

Von Matthias Kohlmaier

Kurz und - minimal - überspitzt formuliert: TV-Fußballreporter nerven und haben keine Ahnung. So lautet jedenfalls der Tenor in sozialen Netzwerken nach einem beliebigen im deutschen Fernsehen übertragenen Fußballspiel. Sky-Kunden haben schon jetzt die Option, den Reporter auszublenden; bei ARD, ZDF oder RTL geht das nicht. Noch nicht.

Denn für alle Fans, die Béla Réthy, Steffen Simon, Wolf-Dieter Poschmann und Co. gern den Mund verbieten würden, hat der Schweizer Tontechniker Martin Born den "Nocommentator" entwickelt. Mit dem Gerät kann künftig jeder Fußballreporter einfach ausgeblendet werden - ohne dass der Fan dabei auf die Stadionatmosphäre verzichten müsste. Nun sammelt Born per Crowdfunding Geld, um sein Projekt in Serie schicken zu können.

SZ.de: Herr Born, was haben Sie gegen TV-Fußballkommentatoren?

Martin Born: Nichts, wieso?

Mit Ihrem "Nocommentator" wollen Sie die Reporter mundtot machen.

Ach, die Idee hat mehr mit Selbstschutz zu tun als mit Hass auf die Reporter. Zum Auftaktspiel der Schweizer bei der Fußball-WM in Brasilien hatte ich Freunde zu mir nach Hause eingeladen. Beim Gedanken, dass wieder alle Zuschauer gegen den Fernsehreporter anbrüllen würden, habe ich aber schon Kopfschmerzen bekommen. Also habe ich einfach ein Mischpult zwischen Fernseher und Stereoanlage geschaltet und den Reporter mit dem alten Karaoketrick ausgeblendet. Das fanden alle Gäste sehr angenehm.

Was für ein Trick ist das?

Das bedeutet, den Monoton des Übertragungssignals auszublenden. In einem Stereobild gibt es Signale, die mono, und andere, die stereo sind. Der Kommentator beim Fußball ist zum Beispiel immer mono, wird über den Mittelkanal übertragen. Die Überlagerung der veschiedenen Signale macht es uns möglich, den Monoton auszulöschen.

Heißt: Der Reporter schweigt, die Stadionatmosphäre bleibt?

Das ist der Sinn von "Nocommentator".

Funktioniert das System nur beim Fußball oder bei Sportübertragungen aller Art?

Bei Fußball, Eishockey oder Tennis funktioniert es problemlos, bei Formel 1 oder Leichtathletik leider nicht. Das liegt daran, dass bei den beiden letztgenannten die Liveatmosphäre über die Kamera und deshalb als Monoton übertragen wird, wir brauchen für unser System aber zusätzlich einen Stereoton.

Da nicht jeder ein Mischpult zu Hause stehen hat, sammeln Sie nun Geld, um Ihren Prototyp in Serie schicken zu können. Wie lange hat die Entwicklung gedauert und was soll das fertige Produkt am Ende kosten?

Ungefähr drei Monate hat es gedauert, die Technik in ein handliches Kästchen zu zwängen. Falls die Idee genug Unterstützer findet, würde der "Nocommentator" für 75 Franken (etwa 62 Euro; Anm. d. Red.) auf den Markt kommen.

Welches Feedback bekommen Sie bisher?

In den Medien und auch aus dem Bekanntenkreis ein riesiges und fast durchweg positives, auf unserer Fundraising-Homepage sieht es leider noch etwas anders aus. Da müsste schon noch eine Menge passieren, damit das Projekt tatsächlich in Serienproduktion gehen kann.

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