Journalismus:Condé Nast will weniger Verlag und mehr Markenagentur sein

Souraya x Vogue Arabia Dinner & Runway Show -  Paris Fashion Week Event

Mehr Veranstaltungen, weniger Magazinjournalismus: Condé Nast will sich verändern. Hier Jane Yun, Shashi Menon und Caterina Minthe bei einem Vogue-Event während der Paris Fashion Week.

(Foto: Getty Images for Souraya Chalhou)
  • Der Verlag Condé Nast macht hohe Verluste.
  • Die Geschäftsführerin Jessica Peppel-Schulz hat nun eine Neustrukturierung und Stellenabbau angekündigt.
  • Hoffnungen gesetzt werden unter anderem auf eine hauseigene Kreativagentur, die Unternehmen berät, spezialisiert auf die Bereiche Lifestyle und Luxus.

Von Elisa Britzelmeier

Die Titel strahlen immer noch. Die Vogue, dieses Jahr 40 Jahre alt, verpackt auf dem Cover der Geburtstagsausgabe ein Model in eine kleidgewordene Schleife, auf der GQ schaut Leonardo DiCaprio selbstsicher drein, die Glamour verspricht: "intensiver leben" und die AD, das "Premiummagazin über Einrichtung, Kunst und Architektur", zeigt Kronleuchter und Samtsessel. Luxus-Welt, Wohlfühl-Welt, dafür stehen die Publikationen aus dem Münchner Verlag Condé Nast. Die Zahlen sehen anders aus.

Condé Nast macht hohe Verluste. Die vor knapp sechs Monaten angetretene Geschäftsführerin Jessica Peppel-Schulz hat nun eine Neustrukturierung angekündigt - und Stellenabbau. Circa 300 Mitarbeiter hat das Haus derzeit. 15 Mitarbeitern aus Redaktion und Verwaltung wurde gekündigt, vor dem Hintergrund, dass die Print- und Digitalredaktionen zusammengelegt werden. "Beautiful Growth" nennt Peppel-Schulz das, was bei Weitem schöner klingt, als es ist. "Wir sparen, um uns Wachstum zu ermöglichen", sagte sie bei der Bekanntgabe. Man habe sich zu lange auf Print als einzig relevantem Umsatztreiber "ausgeruht" und es "verpasst, sich rechtzeitig zu verändern". Dabei hat man bei Condé Nast offenbar eine Richtung im Sinn: weg von einem traditionellen Verlag, hin zu einer Markenagentur.

Wachstum erhofft sich die Geschäftsführung nicht nur im Digitalen, sondern auch durch neue Geschäftsfelder. Ausgebaut werden soll etwa der Bereich Veranstaltungen, in dem Condé Nast bereits erfolgreich ist. Etwa mit dem "Glamour Beauty Festival", das vor allem junge Frauen anlockt und mit Beauty- und Styling-Profis zusammenbringt. Solche Events sollen künftig nicht von der Redaktion getrennt gedacht werden. In diesem Zusammenhang ist auch der prominenteste Weggang zu sehen: Der bisherige GQ-Chefredakteur Tom Junkersdorf musste gehen, die Position wird in dieser Form nicht nachbesetzt. Stattdessen wird ein "Markenverantwortlicher" gesucht. Die Chefredakteurinnen und Chefredakteure der anderen Magazine behalten ihre Posten, aber auch sie sollen zu Markenverantwortlichen werden und damit nicht mehr nur für die Printmagazine zuständig sein, sondern auch für Onlineauftritte, Präsenz in sozialen Netzwerken und neue Geschäftsfelder, "markenholistisch", wie CEO Peppel-Schulz sagt. Von redaktionellen Inhalten spricht sie dabei nie.

Die Geschäftsführerin betont, man glaube an Print - die gedruckten Zeitschriften sollen künftig dennoch seltener erscheinen. Das betrifft vor allem GQ und Glamour, die bislang mit je zwölf Ausgaben pro Jahr am Kiosk liegen, 2020 sollen es nur noch elf und 2021 nur noch zehn sein. Momentan generierten sich 80 Prozent des Umsatzes aus Print, sagte Peppel-Schulz - sie gibt als Ziel vor, dass es in fünf Jahren nur noch ein Drittel ist.

Dazu beitragen soll vor allem ein neu gegründeter Unternehmensbereich namens "CNX". Es soll eine hauseigene Kreativagentur sein, die Unternehmen berät, spezialisiert auf die Bereiche Lifestyle und Luxus. Die CNX-Mitarbeiter sollen auch räumlich der Redaktion nahe sein. Die Trennung von Redaktion und Verlag, anderswo hochgehalten, spielte bei Condé Nast auch schon in der Vergangenheit keine allzu große Rolle. Dafür standen die Magazine des Hauses immer für eine strahlende Fantasiewelt. Die soll nun in neue Bereiche hinübergerettet werden.

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