Süddeutsche Zeitung

Comeback:Gudrun sei Dank

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Medien-Skeptiker Hape Kerkeling wird Kolumnist der "Gala". 2014 hatte er sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Seinen Rücktritt vom Rücktritt erklärt er mit den Überredungskünsten einer Freundin.

Von David Denk

Mit dem Rücktritt vom Rücktritt ist das so eine Sache, ähnlich schwierig wie eine aufgewärmte Beziehung, erst recht, wenn es schon im ersten Anlauf nicht die große Liebe war. Er habe sich in seinen TV-Shows nie wohlgefühlt, sagte Hape Kerkeling, der sich 2014 aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte, Ende 2015 im Spiegel. Schon beim ersten Betreten eines Fernsehstudios 1984 habe er gedacht: "So schnell ich kann, will ich da wieder raus. Und das waren halt jetzt 30 Jahre." Das ganze Interview vermittelte den erstaunlichen Eindruck, als habe Kerkeling sich in seine - ziemlich beachtliche - Karriere reinquatschen lassen.

Offenbar hat sich die Geschichte nun wiederholt, denn einer Pressemitteilung des Verlags Gruner + Jahr zufolge haben die Leserinnen der Gala es den Überredungskünsten einer Freundin Kerkelings namens "Gudrun" zu verdanken, dass der 52-Jährige mit einer wöchentlichen Kolumne in die Öffentlichkeit zurückkehrt. "Du liebst Entertainment, stilvollen Klatsch und die Royals", habe die zu ihm gesagt. "Entweder du schulst um auf Undercover-Butler im Buckingham-Palast - oder du wirst Gala-Kolumnistin." Kolumnistin, hihi - was für ein Vorgeschmack!

"Stilvoller Klatsch" - damit ist wohl gemeint, dass es nicht die Gala war, die nach Kerkelings Auftritt bei der Bundespräsidentenwahl im Februar Scheinheilig-Uncharmantes über seine Leibesfülle geschrieben hatte ("Sein neues Leben schmeckt ihm gut"), sondern die böse, böse Konkurrenz aus München. Warum ausgerechnet Kerkeling, für den Homestorys "ein Tabu" sind, nun beim Homestory-Spezialisten Gala anheuert, erklärt die Pressemitteilung nicht. Und seine Kolumne wird daran wohl nichts ändern. "Herr Kerkeling, Sie sind uns ein Rätsel", sagte der Spiegel-Journalist als Einstieg ins Interview. Funktioniert auch als Ausstieg.

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Quelle:
SZ vom 07.06.2017
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