Süddeutsche Zeitung

Claude Gensac ist tot:Frau de Funès

Sie war 30 Jahre lang die Filmpartnerin des französischen Komikers, ausgewählt von dessen Ehefrau persönlich: zum Tod der Schauspielerin Claude Gensac.

Nachruf von Martin Zips

Manche meinen ja, die selbstbewusste Frau sei eine Erfindung der Neuzeit. Früher seien alle Frauen nur arme Hascherl gewesen. Sicher gab es die. Aber es gab auch immer schon Typen wie die von der Französin Claude Gensac dargestellten.

Stolze Heldinnen des Alltags, Führerinnen mit Stil, herzensgute Verwalterinnen des Chaos (das meist von Männern angerichtet wurde). Von 1952 bis 1982 war Gensac Filmpartnerin des französischen Komikers Louis de Funès. Dessen Gattin Jeanne, ebenfalls eine sehr starke Frau, hatte Gensac einst ausgewählt. Sie meinte, das komische Talent ihres Mannes käme neben der schönen, ernsthaften Darstellerin noch besser zur Geltung. Wie recht sie hatte! Nach dem Tod von de Funès war Gensac für neue Rollen freilich ebenso schwer vermittelbar wie ein Ex-James-Bond. "De Funès hat mich umgebracht", sagte sie.

Claude Gensac wurde 1927 in Nordfrankreich geboren und lernte ihr Handwerk an der Pariser Schauspielschule Cours Simon. Sie spielte in vielen Bühnenstücken und mehr als 100 Fernseh- und Kinofilmen mit. Zuletzt war ihre Karriere wieder in Schwung geraten. Neben der Deneuve war sie in "Madame empfiehlt sich" zu sehen, für ihre Nebenrolle in "Treibsand" wurde sie für den César nominiert.

An diesem Donnerstag startet in deutschen Kinos "Baden Baden", in der sie wieder die nette Oma gibt. Jetzt ist Claude Gensac mit 89 Jahren gestorben. Wer sie noch einmal in Höchstform sehen will, der sollte sich "Jo" ("Hasch mich, ich bin der Mörder") von 1971 besorgen.

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Quelle:
SZ vom 29.12.2016
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