Verleihung Civis-Medienpreis:Die andere Fußball-Story

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Ex-Fußball-Nationalspieler Erwin Kostedde: "Ich wollte immer den Adler auf der Brust tragen. Im Nachhinein bedauere ich das." (Foto: ZDF/Broadview Pictures)

Der Dokumentarfilm "Schwarze Adler" gewinnt den Top Award beim Civis-Medienpreis - der als Europas bedeutendste Medienauszeichnung für Integration und kulturelle Vielfalt gilt.

Von Harald Hordych

Sicher, sie waren Stars. Aber sie waren auch verunsicherte Menschen, die nicht wussten, wo ihr Platz in der Gesellschaft ist, sobald sie den Fußballplatz verlassen hatten. Dabei hatten sie gedacht, wenn sie es bis in die deutsche Nationalmannschaft geschafft haben, kann ihnen niemand mehr ihren Platz streitig machen, weil es einen größeren Beweis, es in diesem fußballverrückten Land geschafft zu haben, eigentlich nicht geben kann. Die Dokumentation Schwarze Adler von Torsten Körner macht deutlich, wie stark Rassismus in der Bundesrepublik verbreitet war und bis heute verbreitet ist. Sie tut dies auf eine schlichte wie raffinierte Weise, indem sie ausgerechnet jene Menschen zu Wort kommen lässt, die es in einen exklusiven Kreis geschafft haben: schwarze Fußballnationalspielerinnen und -nationalspieler.

Wenn Gewinner offen sprechen, die sich trotzdem weiter als Außenseiter gefühlt haben, wird deutlich, wie weit vermeintliche Anerkennung und tatsächliche Ablehnung auseinanderklaffen. Vor Wochen wurde Schwarze Adler mit dem Grimmepreis ausgezeichnet, am Freitag hat er in Köln den Top Award beim Civis-Medienpreis erhalten, der jährlich Programmleistungen im Radio, Fernsehen und Internet auszeichnet, die das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlichster geografischer oder kultureller Herkunft fördern. Neben dem mit 15 000 Euro dotierten Hauptpreis erhielt Schwarze Adler auch den Civis Video Award in der Kategorie Information. "Der Dokumentarfilm von Torsten Körner ist emotional berührend, journalistisch und künstlerisch auf den Punkt - das Schicksal dieser Adlerinnen und Adler im deutschen Nationaltrikot geht unter die Haut", begründete die Jury ihre Entscheidung.

Sönke Wortmann erhält den Publikumspreis für "Contra"

Holger Gertz lobte in der SZ Schwarze Adler dafür, dass "nicht Weiße über das reden, was sie für Rassismus halten. Es berichten ausschließlich Menschen, die rassistisch beleidigt wurden oder werden (...)". Erwin Kostedde, der erste schwarze Nationalspieler überhaupt, sagt über diese Zeit: "Ich wollte immer den Adler auf der Brust tragen. Im Nachhinein bedauere ich das."

Den Civis Video Award in der Kategorie Unterhaltung bekamen die Autoren Paul Mommertz und Magnus Vattrodt für den ZDF-Fernsehfilm Die Wannseekonferenz. Fitore Muzaqi, Henrik Schütz und Stefanie Vollmann gewannen mit Meine Narbe: Martin war Häftling in einem syrischen Foltergefängnis in der Kategorie Video Award/Social-Media-Formate, und der "Civis Audio Award" in der Kategorie Lange Programme ging an Sebastian Friedrich für Der letzte Tag. Das Attentat von Hanau. Den Publikumspreis "Civis Cinema Award" erhielten der Regisseur Sönke Wortmann sowie die Produzenten Christoph Müller und Tom Spieß für den Film Contra.

"Schwarze Adler", kostenlos in der ZDF-Mediathek .

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