US-Moderator Chris Wallace:Ein Trump-Kritiker wechselt

FILE PHOTO: U.S. presidential election debate in Cleveland, Ohio

Chris Wallace moderierte 18 Jahre lang Fox News Sunday. Er ist einer der letzten kritischen Moderatoren des Senders, den er jetzt verlässt.

(Foto: POOL/REUTERS)

Chris Wallace moderierte 18 Jahre lang für Fox News - nun wechselt er zum Konkurrenzsender CNN. Er ist nicht der erste, der geht. Das hat auch mit dem neuen Programm zu tun.

Von Anna Ernst

"Nach 18 Jahren ist dies mein letztes Fox News Sunday": In gewohnt sachlichem Ton verabschiedete sich Moderator Chris Wallace von seinem Publikum. Und so verlässt eine der letzten kritischen Moderatorenstimmen den Trump-nahen Sender. Der 74-Jährige hatte Fox News Sunday 2003 übernommen und wurde zu einem der prominentesten Gesichter des Murdoch-Netzwerks. In seiner letzten Sendung nun erklärt er: "Es stand mir frei, nach bestem Wissen und Gewissen über die Geschichten zu berichten, die ich für wichtig halte, um die Führer unseres Landes zur Rechenschaft zu ziehen." Wohin er geht? Ausgerechnet zum großen Konkurrenten.

Der Sender CNN berichtete am Montag, Wallace habe sich entschieden, den vierjährigen Vertrag, der nun auslaufe, nicht zu verlängern. Wallace selbst teilte mit: "Ich bin bereit für ein neues Abenteuer." Dieses neue Abenteuer heißt CNN+. Der CNN-Streamingdienst soll 2022 starten, Wallace wird dort eine Show bekommen, mit der er im neuen Rahmen vermutlich etwas weniger aus dem Rahmen fällt, als er das bisher tat.

Ein großes Medienecho erhielt Wallace für ein Interview mit Donald Trump. Im Sommer 2020, inmitten des Wahlkampfes, traf sich der damalige Präsident mit dem Moderator seines erklärten Lieblingssenders. Doch anders als in anderen Fox-Gesprächen, wurde er mit harten Faktenchecks konfrontiert. Wallace führte ihn mit Statistiken und Einordnungen vor; der in die Enge getriebene Trump beschimpfte den Journalisten vor laufender Kamera als "Fake News".

Wallace ist zwar der bekannteste Journalist, der nun bei Fox News aufhört, aber bei weitem nicht der erste. Das mag an den jüngsten Nachschärfungen des Programms liegen. Der Sender hatte nach der Präsidentenwahl einen ungewöhnlich starken Einbruch seiner Quoten erlebt, weil er schon früh berichtet hatte, dass Biden die Wahl gewinnen würde - sehr zum Unmut der Zuschauer, die zu gern an Trumps Lüge einer "gestohlen Wahl" hatten festhalten wollen. Der Politikredakteur Chris Stirewalt, der prognostiziert hatte, dass Joe Biden in Arizona gewinnen würde, wurde im Januar gar gefeuert.

Nach einem Fox-Spezial zum Kapitolsturm kündigen zwei Kommentatoren

Um die rechtskonservativen Zuschauer zu halten, setzte Fox zeitgleich zu Joe Bidens Amtsübernahme noch stärker auf Meinungsformate mit Kommentatoren aus dem rechtspolitischen Spektrum. Zur Freude der Trump-Fans steht auch Lara Trump, die Schwiegertochter des ehemaligen Präsidenten, als Mitwirkende auf der Fox-Gehaltsliste. Andere wichtige Stimmen, die nicht klar dem republikanischen Spektrum zuzuordnen waren, zogen sich im Mai hingegen zurück. Juan Williams gab die Moderation seiner Talkshow The Five ab. Donna Brazile verließ Fox News. Die ehemalige Vorsitzende der Demokratischen Partei, war von Fox 2019 als abweichende Stimme eingestellt worden.

Besonderen Aufruhr gab es im November. Es ging um das dreiteilige Fox-Spezial Patriot Purge, das andeutete, der Sturm des Kapitols vom 6. Januar könnte vom FBI oder anderen geheimen Machtzentren inszeniert worden sein, um Trump-Wählern und den vermeintlich "wahren Patrioten" zu schaden. Die Kommentatoren Stephen Hayes und Jonah Goldberg wandten sich nach der Ausstrahlung von Fox ab. Auch Chris Wallace soll sich beschwert haben. Einem Medienbericht zufolge schrieb er gemeinsam mit einem Kollegen einen Brief an die Senderspitze.

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