Süddeutsche Zeitung

Ausländische Journalisten:China erschwert Arbeit für Korrespondenten

Behörden hätten im vergangenen Jahr alle zur Verfügung stehenden Mittel genutzt, um Journalisten einzuschüchtern und zu belästigen, ergibt eine Befragung unter Korrespondenten.

China hat seine Bemühungen, die Arbeit ausländischer Reporterinnen und Reporter im Land zu erschweren, "dramatisch verstärkt". Das ist das Ergebnis einer jährlichen Befragung des Auslandskorrespondentenclubs (FCCC) unter seinen Mitgliedern. Chinesische Behörden hätten im vergangenen Jahr alle zur Verfügung stehenden Mittel genutzt, um Journalisten, deren chinesische Mitarbeiter und Gesprächspartner einzuschüchtern und zu belästigen, kritisierte der Club am Montag.

Vielfach seien Reisebeschränkungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie als Vorwand genutzt worden, um die Arbeit von Korrespondenten weiter einzuschränken, Journalisten stärker zu überwachen oder ihnen eine Einreise nach China gleich ganz zu verwehren. Fast die Hälfte der Befragten gab an, mit einer Zwangsquarantäne bedroht oder aufgrund von angeblichen Pandemie-Maßnahmen bei der Recherche behindert worden zu sein.

Die chinesische Regierung setze Visa als Waffe ein, beklagt der Verband

Anders als andere Berufsgruppen werden Journalisten auch weiter bei der Einreise nach China behindert, auch wenn sie dort ihren Wohnsitz haben. Die chinesische Regierung setze Visa inzwischen als Waffe ein, beklagte der FCCC. Jeder sechste Korrespondent erhalte aufgrund seiner Berichterstattung nur noch Kurzzeitvisa zwischen ein und drei Monaten, üblich sind Jahresvisa. In der größten Ausweisungswelle seit dem Massaker am Platz des Himmlischen Friedens 1989 mussten mindestens 18 Journalisten der New York Times, des Wall Street Journal und der Washington Post China verlassen.

Seit September 2020 hat kein amerikanisches Medium mehr ein Visum erhalten. Auch die zwei letzten Korrespondenten australischer Medien mussten nach Drohungen überstürzt das Land verlassen.

Gleichzeitig mangele es immer stärker an frei zugänglichen Informationen, so der FCCC. 88 Prozent der Befragten erklärten, Gesprächspartner hätten Interviews abgesagt mit der Begründung, nicht mehr mit ausländischen Journalisten sprechen zu dürfen.

Das Außenministerium wies die Ergebnisse am Montag als Bericht "ohne Grundlage" zurück und drohte seinerseits, dass der Auslandskorrespondentenclub in China nicht offiziell anerkannt sei. China sei ein Rechtsstaat, und jeder im Land müsse chinesische Gesetze beachten. Ausländische Journalisten seien willkommen. Aber: "Was wir ablehnen, ist ideologische Voreingenommenheit gegen China und 'Fake News' im Namen der Pressefreiheit."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5221524
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.