Castingshow:Hochgekocht

Top Chef Germany

Ausgekocht: Profiköche wie Hou Hua konkurrieren in der neuen Sat-1-Show um den Titel „Top Chef Germany“.

(Foto: Sat 1)

Als Jurypräsident sucht Eckart Witzigmann bei Sat 1 unter zwölf Profiköchen den "Top Chef Germany".

Von Franz Kotteder

Was im deutschen Fernsehen dringend fehlt, ist eine weitere Kochshow. Genaugenommen macht man sich ja ernsthaft Sorgen um die gastronomische Grundversorgung der Bevölkerung, weil anscheinend sämtliche Köchinnen und Köche den ganzen Tag im Fernsehen herumhängen und gar nicht mehr zum Kochen kommen.

Der Sender Sat 1 hat schon erkannt, dass er nicht mehr ganz in der Avantgarde mitspielt, wenn er nun Top Chef Germany an den Start bringt. Tatsächlich wurde das Format erstmals 2006 in den USA präsentiert und kam dort bisher auf 16 Staffeln und 244 Episoden. Und nun also, nach zahlreichen internationalen Ablegern: die deutsche Version, sechs Folgen lang.

Warum das so lange gedauert hat? Man wollte eine wirklich erstklassige Besetzung, so Sprecherin Diana Schardt. Und da habe man sich von Anfang an Eckart Witzigmann vorgestellt. Der ist eine lebende Legende, hat als Erster in Deutschland drei Sterne erkocht und ist einer von vier "Top Chefs", die der Gourmetführer Gault & Millau zu Jahrhundertköchen ernannt hat. Witzigmann wurde nach längeren Verhandlungen als Jury-Präsident gewonnen, das ist schon viel wert. Da machten dann auch der Zwei-Sterne-Koch Peter Maria Schnurr vom Leipziger Restaurant Falco und die Restaurantkritikerin Alexandra Kilian vom Feinschmecker gern in der Jury mit. Und - fast noch wichtiger - man konnte als Kandidaten Profiköche gewinnen, die zum Teil selbst schon Sterne errungen haben wie Bernhard Reiser vom Würzburger Reisers am Stein oder Sonja Baumann vom Kölner Neobiota. Schöner Zufall: Die erfuhr von ihrem Stern ausgerechnet am Tag der Aufzeichnung zu Folge eins.

Zwölf Kandidaten bewerben sich um den Titel des "Top Chef Germany", in drei Runden pro Folge. Erst jeder gegen jeden, dann zwei Teams gegeneinander. Der Chef des Verliererteams muss dann vier seiner Leute auswählen. Die kämpfen wieder gegeneinander: Zwei scheiden aus, zwei kommen weiter. Die Verlierer bekommen aber noch eine Chance und können sich gewissermaßen auf dem Seitenstreifen ins Finale vorarbeiten: Wer einmal die Suppe versalzen hat, darf trotzdem noch mal ran.

Es wäre müßig, darüber zu sinnieren, was da spontan geschah und was von Dramaturgen vorgetextet wurde. Man kann aber davon ausgehen, dass Sat 1 nicht drei Wochen lang ein Riesenstudio in Potsdam anmietet und ungefähr 120 Leute in der Produktion einsetzt, um danach festzustellen, dass die Protagonisten am Herd leider zu langweilig fürs Programm sind.

Wie auch immer: Das Format hat durchaus Charme, man lernt etwas darüber, wie Kochen funktioniert, wie ein Team in der Küche arbeitet und nach welchen Kriterien man das Ergebnis begutachtet. Und bei all seiner Liebenswürdigkeit ist es dann wider Eckart Witzigmann, der knallhart auf den Punkt bringt, worauf es ankommt. Wenn er zum Beispiel in all der möglicherweise leicht überinszenierten Hektik einer Show trocken bemerkt: "Wer läuft, hat was falsch gemacht!"

Top Chef Germany, Sat 1, 20.15 Uhr.

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