Süddeutsche Zeitung

"Bunte" gegen "Stern":"Verleumdung" - harte Vorwürfe, harte Klage

Bunte kontert mit einer Verleumdungsklage gegen den Stern. Der berichtet, eine von Bunte beauftragte Agentur habe mit Spitzelmethoden Politiker verfolgt.

Von Oliver Das Gupta

Die Hamburger enthüllten, die Münchner drohen zurück. Nachdem bekannt wurde, was der Stern in der aktuellen Ausgabe berichtet, reagiert das betroffene Medienhaus Hubert Burda. Es geht immerhin um überaus unlautere Methoden einer Agentur, die im Auftrag der Burda-Zeitschrift Bunte das Privatleben bekannter Spitzenpolitiker ausspioniert haben soll.

Die Vorwürfe an das Blatt sind happig: Die Berliner Firma CMK Group habe den damaligen SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering, den Linksparteichef Oskar Lafontaine und den christsozialen Spitzenpolitker Horst Seehofer beschattet, genauer: deren Liebesleben. Die Rede ist von manipulierten Briefkästen und Fußmatten. Michelle Schumann, die mit Müntefering inzwischen verheiratet ist, sei sogar auf einer Zugfahrt verfolgt worden.

Nun kontert der Burda-Verlag, der die Bunte herausgibt, in einer ausführlichen Pressemitteilung. "Bunte leitet juristische Schritte gegen Stern ein" steht in der Überschrift.

Die Wortwahl deutet auf harte Konsequenzen hin. Der Verlag strebt, wie sueddeutsche.de erfuhr, eine Verleumdungsklage an, entweder in München oder in Hamburg.

Die "Illustrierte Stern" erwecke "in fahrlässiger Art den Eindruck", die Bunte habe "von vermeintlich unlauteren und nicht journalistischen Recherchemethoden gewusst und diese gebilligt", heißt es in der Burda-Mitteilung. Dabei habe die Bunte-Chefredaktion - gemeint ist Chefredakteurin Patricia Riekel - "auf Anfrage des Sterns schriftlich klargestellt", dass sie von "unseriösen Recherchemethoden" nichts wüsste.

"Versuch der Verleumdung"

Aber genau diesen Eindruck erwecke nun das Hamburger Magazin, erklärt Burda. Deshalb noch einmal: "Die Bunte-Chefredaktion weist diese Unterstellung entschieden zurück."

Was die Hausjuristen der Bunte Entertainment Verlages GmbH wittern, findet sich im nächsten Absatz: Das sei ein "Versuch der Verleumdung eines erfolgreichen Mitbewerbers". Dann wird auf die IVW-Auflagenmeldung verwiesen. Seit dem zweiten Quartal 2009 liege Bunte im Einzelverkauf, "der härtesten Währung des Zeitschriftenvertriebs", vor dem Hamburger Blatt.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, was Bunte zu den genannten drei Fällen sagt.

Deshalb schleudert das Münchner Medienhaus Burda eine unmissverständliche Drohung Richtung Norden, gegen die "Illustrierte", wie der seit Jahren um Spiegel-Seriosität bemühte Stern genannt wird.

Bunte gibt an, in den drei vom Stern genannten Fällen die Agentur um eine journalistische Fotorecherche gebeten zu haben. Es sei ein übliches journalistisches Vorgehen, externe Dienstleister mit Recherchen zu beauftragen, um Hinweise zu überprüfen. Die Berliner Foto- und Presseagentur CMK sei als journalistisches Unternehmen bekannt, deren Mitarbeiter überwiegend dem deutschen Journalistenverband angehören. Über unseriöse Recherchemethoden wisse Bunte nichts.

Im Fall Lafontaine sei der Rechercheauftrag zurückgezogen worden. Im Fall Seehofer entschloss sich die Geliebte, mit Bunte zu sprechen. Im Fall Müntefering beschloss der SPD-Politiker, seine Beziehung zu seiner jetzigen Frau öffentlich zu machen.

Keine unlauteren Methoden?

Der Fall bringt die Burda-Mannschaft in Wallung. Bunte erklärt, den CMK-Inhaber Stefan Kießling um Auskunft gebeten zu haben. Er habe versichert, dass seine Agentur die im Stern gemutmaßten unlauteren Recherchemethoden nicht angewandt habe. Ferner erklärte er, sich von zwei ehemaligen Mitarbeitern, die der Stern als Informanten anführe, im April 2009 im Streit getrennt zu haben.

Burda schreibt von einem "diffamierenden Artikel" - und erwähnt, im Fall Seehofer habe der Stern ebenfalls mit der Agentur CMK zusammengearbeitet. Das Hanseaten-Blatt hat demnach ein CMK-Foto der Seehofer-Geliebten mit Kind veröffentlicht.

Schlammschlacht

So spielt sich auf offener Bühne eine Schlammschlacht mittleren Niveaus ab. Im Stern wird zum Schluss des Artikels die Pointe gereicht, wonach Burdas Medienanwalt Robert Schweizer - ein assoziiertes Vorstandsmitglied - in Berlin eine Adresse auf dem gleichen Flur wie die Agentur CMK habe. Sein Sohn Michael Schweizer, auch er Anwalt, sei Untermieter bei der ominösen Agentur.

Auch hier hat sich nach der Veröffentlichung des Sterns aus dem Hause Gruner + Jahr schnell etwas verändert: Schweizer junior kündigte das Mietverhältnis. Erste Rechercheure wollen schon herausgefunden haben, wem das fragliche Bürogebäude an der Spree im Berliner Stadtteil Moabit gehört: der Hamburger Verlegerfamilie Jahr.

Eine offizielle Bestätigung fehlt noch - aber in dieser Sache würde nichts mehr überraschen.

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