Bundestagswahlkampf:Partycrash

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Wie das Magazin "Business Punk" von Gruner + Jahr der FDP und ihrem Spitzenkandidaten Christian Lindner mit einem Cover und 8-seitiger Story eine Freude macht. Und zwar den gesamten Wahlkampf über.

Von Claudia Tieschky

Meistens sind Wahlplakate so platt inszeniert, dass man sich sogar für Leute schämt, die man nie wählen würde. Richtig gut gelungen ist dagegen das von Christian Lindner auf der Zeitschrift Business Punk von Gruner + Jahr. Der FDP-Spitzenkandidat schaut klaren Auges vor altrosa Hintergrund, drunter klebt das Wort "Partycrasher", das ihn als jemanden ausweist, der anderen die Feier versaut. Gemeint sind mutmaßlich nicht Herrn Lindners Nachbarn zu Hause, sondern - so viel Denkleistung bringt jeder Business Punk auf - die großen Parteien. "Eigentlich wollte er nur die FDP retten. Hat Christian Lindner dabei den Prototyp für die Partei der Zukunft erfunden?", steht dabei.

Ach so, das ist gar kein Wahlplakat, sondern ein Magazin-Titel. Der FDP kann das wurscht sein, immerhin schenkt G + J ihrem besten Mann einen prima Coverboy-Auftritt am Kiosk - und das den ganzen Bundestagswahlkampf über. Denn die nächste Ausgabe des immer noch aufstrebenden "jungen Business-Lifestyle-Magazins" (G + J) erscheint am 5. Oktober. Erfunden wurde es unter der Ägide des damaligen G + J-Vorstands Bernd Buchholz; heute ist Buchholz stellvertretender Landesvorsitzender der FDP in Schleswig-Holstein und Wirtschaftsminister in Kiel. Doch "das politische Programm der FDP spielte für uns keinerlei Rolle", sagt Business Punk-Redaktionsleiter Christian Cohrs. Das Cover und die acht Seiten umfassende Lindner-Story seien nur Teil eines Politik-Dossiers. Und nein, "das Cover ist ganz klar keine Wahlempfehlung. Aber vielleicht eine kleine Provokation."

Provokationen sind hilfreich, wenn man auf sich aufmerksam machen muss - eine Lage, die die FDP mit Business Punk verbindet. Die FDP hat dafür den Krim-Versteher Lindner, der schon per Unterhemd-Auftritt im Wahlvideo für Eigenquote sorgte. Und Business Punk hat - nun ja, auch Lindner.

© SZ vom 09.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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