Süddeutsche Zeitung

Bundestagswahl:AfD-Spitzenkandidatin Weidel verlässt ZDF-Talk

  • Die AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel hat eine ZDF-Talkshow zur Bundestagswahl vorzeitig verlassen.
  • Vorausgegangen war ein Streit mit CSU-Politiker Andreas Scheuer, der Weidel drängte, sich von den Rechtsauslegern ihrer Partei, Alexander Gauland und Björn Höcke, zu distanzieren.
  • Nach der Sendung warfen Weidel und Gauland Moderatorin Marietta Slomka Parteinahme und mangelnde Professionalität vor.

Am Sonntagabend das große TV-Duell Merkel gegen Schulz, am Montagabend die Runde der kleineren Parteien und am Dienstagabend ein ZDF-Talk mit Bürgern - wer aktuell als Politiker im Fernsehen auffallen will, muss schon mehr tun, als bloß Präsenz zu zeigen. Eine mögliche Strategie: durch Abwesenheit einen Punkt machen. Sein vorzeitiger Abgang bei Maischberger verhalf vor einigen Wochen CDU-Mann Wolfgang Bosbach zu einer Schlagzeile - jetzt verabschiedete sich AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel vor Sendungsschluss. Ort des Eklats vor laufender Kamera: der ZDF-Wahltalk Wie geht's, Deutschland.

Konkreter Auslöser war die Forderung von CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer, sich vom Co-Spitzenkandidaten Alexander Gauland und dem Thüringer AfD-Landesvorsitzenden und Rechtsausleger Björn Höcke zu distanzieren. Gauland habe Höcke als Seele der AfD bezeichnet, sagte Scheuer. "Für mich ist er einfach ein Rechtsradikaler." Weidel verließ daraufhin wortlos ihren Platz am Stehpult - unter Beifall und Johlen des Publikums. "Gehen Sie jetzt?", fragte Moderatorin Marietta Slomka und bekam ein wortloses Nicken als Antwort. Da war die Gesprächsrunde nur noch zu sechst.

Bereits kurz nach Sendungsschluss attackierten Weidel und Gauland Slomka scharf. Die Moderatorin habe sich "als parteiisch und vollkommen unprofessionell geoutet", hieß es in einer eilig verbreiteten Pressemitteilung. "Sie hat sich mit der frechen Intoleranz und der plumpen Argumentation von SPD und Grünen gemein gemacht. Das ist eines öffentlich-rechtlichen Senders nicht würdig." Weiter schrieben die Politiker: "Frau Slomka sollte ihre persönlichen Animositäten nicht in den eigenen Sendungen ausleben. Ein weiterer Grund, die Zahlung des Rundfunkbeitrages zu verweigern."

Sendung mit Empörungspotenzial

Die Erregungskurve war bereits in der vorausgegangenen Diskussion zur Flüchtlingspolitik stark gestiegen. Scheuer hatte gesagt: "Es ist für mich gelingende Integration, wenn Sprache und Eigenengagement passen." Weidel hielt ihm darauf hin vor: "Also soll illegale Einwanderung legalisiert werden?" Scheuer reagierte mit dem Konter auf Gauland und Höcke.

Weidel hatte sich in der Vergangenheit für einen Parteiausschluss Höckes ausgesprochen. Der Thüringer AfD-Landeschef ist auch in der eigenen Partei umstritten. So hatte er Anfang dieses Jahres in einer Rede erklärt, die Deutschen seien die Einzigen in der Welt, die sich "ein Denkmal der Schande in das Herz ihrer Hauptstadt gepflanzt" hätten - eine Anspielung auf das Holocaust-Mahnmal in Berlin. Höckes Äußerung hatte bundesweit Empörung ausgelöst.

Weitere Gäste der ZDF-Sendung mit Marietta Slomka waren Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU), Justizminister Heiko Maas (SPD), Linken-Chefin Katja Kipping, FDP-Vize Katja Suding (FDP) und der Grünen-Politiker Jürgen Trittin. In Erinnerung bleiben dürften allerdings andere.

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