Buch von Bryan Cranston:Einmal ausbrechen

Der Hauptdarsteller aus "Breaking Bad", hat seine Biografie geschrieben. Das Buch ist nicht nur für Fans der Erfolgs-Serie interessant. Es beschreibt auch den mühsamen Weg vieler Schauspieler zu ein wenig Ruhm.

Von Niklas Münch

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Bryan Cranston: Hauptsache, die Chemie stimmt - Mein Leben mit und ohne Breaking Bad, S. Fischer Verlag, 304 Seiten, 14,99 Euro.

Bryan Cranston ist Walter White. Walter White ist Bryan Cranston. So ist das zumindest in den Köpfen der meisten Breaking Bad-Fans verankert, die ihn für seine Verkörperung des krebskranken Chemielehrers lieben, der sich in der Erfolgsserie in einen skrupellosen Drogenproduzenten verwandelt. Kein Wunder also, dass Cranston seine Biografie mit einer Szene aus Breaking Bad einleitet. Der Szene, in der Walter White zusieht, wie die Freundin seines Partners Jesse erstickt; er könnte sie retten, er tut es aber nicht. Cranston schreibt, die Szene sei auch persönlich für ihn ein Wendepunkt gewesen: Im Gesicht der Schauspielerkollegin sah er plötzlich seine eigene Tochter, und merkte, wie sehr ihn dieser Walter White bereits vereinnahmte.

Die Szene ist eine Art Vorschuss, denn Bryan Cranston weiß natürlich, dass er seine Fans über die Länge des Buches bei der Stange zu halten hat, in dem es bei Weitem nicht nur um Breaking Bad geht. Dabei hat er das nicht einmal nötig. Seine Biografie ist eine interessante Erzählung über einen Mann, der sich aus bescheidenen Verhältnissen hochgearbeitet hat. In den Mittelpunkt stellt er dabei die Menschen, die eine wichtige Rolle in seinem Leben gespielt haben: Den Vater, der, als Schauspieler gescheitert, früh die Familie verließ. Die verbitterte und alkoholkranke Mutter. Der ihm stets als Vorbild geltender Bruder, der ebenfalls eine Schauspielerkarriere einschlug. Seine Frau und seine Tochter.

Cranstons Buch unterscheidet sich vom Klischee der amerikanischen Starbiografie, da er nicht die typischen Drogen- und Sexeskapaden durchlebte (oder es uns zumindest nicht verrät). Cranston zeichnet sich als bodenständigen Mann, der in seiner Jugend zu keiner Arbeit Nein sagte und sich in den Achtziger- und Neunzigerjahren in Nebenrollen durch unzählige Serien malochte, Seinfeld etwa und Akte X. Im Jahr 2000 schließlich bescherte ihm die Sitcom Malcolm mittendrin, in der er den Familienvater Hal spielte, seine erste Hauptrolle. Dann kamen Breaking Bad und allein vier Emmys in sieben Jahren für Bryan Cranston in seiner Rolle als drogenkochender Chemielehrer Walter White. Doch Cranston beschreibt auch, wie er direkt nach Ende der Serie neue anspruchsvolle Rollen suchte, um dieses Image, von dem er so profitiert hatte, hinter sich zu lassen.

Dieser Teil der Geschichte ist aber offenbar nicht zu seinen deutschen Verlegern durchgedrungen. In der hiesigen Version seines Buches wird Cranston ausschließlich auf seine Rolle in Breaking Bad reduziert. Auf dem Cover prangt ein Bild von Cranston in seiner Rolle als Walter White, und der Originaltitel: "A Life in Parts" wurde in "Hauptsache, die Chemie stimmt: Mein Leben mit und ohne Breaking Bad" übersetzt. Die Verantwortlichen bei Fischer vertrauten wohl nicht auf die Bekanntheit des Schauspielers Cranston in Deutschland.

Das ist verständlich, aber auch schade, denn die Lektüre des Buches zeigt eben, dass Cranston viel mehr ist als seine Rolle als Walter White. Und das Buch gewährt Einblicke in den Alltag von den Tausenden mittelmäßig bekannten Schauspielern in der Welt, die sich täglich durch kleine Rollen quälen, wahrscheinlich ohne je den Durchbruch zu schaffen.

Bryan Cranston: Hauptsache, die Chemie stimmt - Mein Leben mit und ohne Breaking Bad, S. Fischer Verlag, 304 Seiten, 14,99 Euro.

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