Branchentreff:Man kennt sich

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Kate Merlan weint - beim "Kampf der Realitystars". (Foto: RTL ZWEI)

Rumstreiten, rumknutschen, total real sein: Im "Kampf der Realitystars" ist das Trashfernsehen ganz bei sich und vielleicht ein Zeichen dafür, dass es bald ein Ende damit hat.

Von Aurelie von Blazekovic

"Thailand. Ein verzaubertes Paradies und mittendrin: Deutschlands größte Realitystars." So beginnt die Show, und vielleicht kann man ihr eine gewisse Ehrlichkeit zugutehalten, denn immerhin stellt Kampf der Realitystars anders als etwa das RTL-Trashflaggschiff Dschungelcamp wirklich ganz klar, dass hier keine echten Stars auftreten. Es geht um zwölf Fernsehpersönlichkeiten, die auf einer thailändischen Insel um den Titel "Realitystar des Jahres" und um ein Preisgeld von 50 000 Euro kämpfen. Mit Realitystars sind hier die Menschen gemeint, die von den Privatsendern durch ihre Formate gereicht werden - mittlerweile ist das eine ganze Schar geworden.

Um die Teilnehmer von Kampf der Realitystars zu kennen, muss man daher umfassendes Wissen über das Fernsehprogramm der letzten zwei Dekaden mitbringen. Teilnehmer Momo Chahine und Annemarie Eilfeld waren bei Deutschland sucht den Superstar zu sehen. Oliver Sanne und Georgina Fleur beim Bachelor, Andrea zu Sayn-Wittgenstein trat unter anderem in Goodbye Deutschland auf. So genau muss man das nicht wissen, die Teilnehmer bekommen es selbst nicht auf Anhieb zusammen. Auf die Frage, woher man sie kennt, antwortet etwa Kate Merlan: "Also zuletzt war ich im Sommerhaus der Stars."

Es sind gewissermaßen Profis auf ihrem Gebiet, die unter Dauerbewachung der Fernsehkameras in einer "Sala" an einem Strand rumhängen. "Hier leben die reichen Thais", meint Sandy, "Hobbyschauspieler", aus Berlin Tag und Nacht. "Sala ist der thailändische Fachbegriff für Pavillon", erklärt dagegen die sympathische Stimme aus dem Off - man lernt durchaus etwas. Vermutlich ergibt sich auch ein gewisser Charme daraus, dass die meisten Teilnehmer mindestens einen anderen schon aus einer früheren Sendung kennen und das Ganze eine Art Branchentreff ist. Nur, innovativ ist auch das Verwursten der Realitypersönlichkeiten in immer neuen Formaten längst nicht mehr.

"Wer auf Sendung bleiben will, muss allerbestes Realityfernsehen bieten", ist erklärtermaßen das Ziel für die Teilnehmer. Heißt wohl so viel wie: rumstreiten, rumknutschen, möglichst "real" sein und nebenbei in allerlei unwürdigen Wettbewerben antreten. Die Stars erhalten zu Beginn gleich klare Rollenzuweisungen: Georgina Fleur soll demnach "nicht die hellste Kerze" sein, Annemarie Eilfeld "hat ihre Bibel dabei" und Kate Merlans erster Talkingpoint ist, dass sie keine Unterwäsche trägt. Alles altbekannte Realityelemente, genauso wie die Freiluftdusche, oder wie Kate sie nennt, "die Fleischbeschau-Dusche", die natürlich gefilmt wird. Moderiert wird die Sendung von Cathy Hummels, die in der Entscheidungsrunde, der sogenannten "Stunde der Wahrheit", bedeutungsvoll das Mantra "nur einer kann gewinnen" übermittelt.

Die emotionalen Rauswerfrunden, der dauerpräsente Pop-Wummerbass, die forcierten Intrigen: Man kennt das alles zur Genüge. Modern ist höchstens, dass eine Drohne Botschaften für die Teilnehmer abwirft. Wie alt die Idee "Menschen auf engem Raum einpferchen und gegeneinander antreten lassen" schon ist, verkörpert Jürgen Milski, der "dienstälteste Realitystar". Er wurde vor 20 Jahren in der ersten Staffel von Big Brother bekannt und zieht seither seine Bahnen im Privatfernsehen. So lange, so viel zu lange, existiert dieses Genre, und auch wenn man den Berufsteilnehmern ihr Verdienstmodell nicht absprechen möchte: Es reicht. Vielleicht ist deshalb so ein All-Star-Treffen wie in Kampf der Realitystars ein gutes Zeichen und steht, ähnlich wie es das "Best of Album" bei Bands oft tut, für ein baldiges Ende.

"Kampf der Realitystars - Schiffbruch am Traumstrand", RTL 2 , Mittwochs, 20.15 Uhr

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