Kein gutes Zeichen, wenn man nach einem Bodensee- Tatort schreiben muss: Aber der Bodensee ist mal wieder überragend. Er wird zum ersten Mal sehr schön aus den Kulissen geschoben ungefähr in Minute 14, das Wasser umspielt den Rumpf der Fähre, und stramm im Wind steht die Landesdienstflagge Baden-Württembergs, mit kleinem Wappen.
Das Dialogniveau aber orientiert sich bis dahin spannungstechnisch an umgekippten Gewässern. "Schaut ja sehr nach Selbstversorger aus. Salat, Gemüse." - "Ab und zu ein Fisch." - "Oder ein Kaninchen." Oder: "Wie weit sind wir hier vom Fundort der Leiche entfernt?" - "Nicht weit, gleich da hinten." - "Dann könnte das hier unser Tatort sein."
Die Gespräche von Kommissarin Blum (Eva Mattes) und Assistent Perlmann (Sebastian Bezzel) haben das Tempo einer Weinbergschnecke in Vollnarkose, jedes Gespräch und jeder Gedanke fühlt sich so elegant an wie "ein Brustschwimmzug im Teer", so hat es der große Heinz Rudolf Kunze mal formuliert, der in diesem Tatort leider nicht zitiert wird.
Schwere Überlegungen
Stattdessen geht es um teure Weine, die Geschichte fängt schon 1848 an, und ständig ist die Rede von Annette von Droste-Hülshoff, ihr Liebesleben ist Gegenstand schwerer Überlegungen, bestimmt haben die Autoren eine Wette laufen gehabt, wie oft man den Namen Droste-Hülshoff in so einem Buch unterbringen kann, der Einsatz war wohl sehr hoch.
Und, weil ja doch irgendwas passieren muss, wird die Frau in der Bibliothek gleich sehr gefühlig, als Perlmann bei ihr Droste-Hülshoff liest, und Frau Blum will sehr entschieden was vom Schweizer Kollegen Matteo Lüthi (Roland Koch).
Aber der Bodensee ist mal wieder überragend.
ARD, Sonntag, 20.15 Uhr.