Süddeutsche Zeitung

"Blunt Talk" mit Patrick Stewart:Captain Picard auf Koks

"Raumschiff Enterprise"-Darsteller Patrick Stewart ist zurück im TV: als abgehalfterter Fernsehmoderator mit Drogenproblem. Das ist irrsinnig - und leider ermüdend.

Von Barbara Oswald

Walter Blunt, ein Mann fortgeschrittenen Alters, wird von der Polizei wegen Unzucht mit einer Prostituierten und Trunkenheit am Steuer aufgegriffen. Er versucht, zu fliehen, liefert sich mit den Polizisten ein absurde Verfolgungsjagd um sein Auto herum, springt schließlich auf das Dach des Jaguars und zitiert dann auch noch eine Stelle aus Hamlet: "Wenn die Leiden kommen, so kommen sie wie einzelne Späher nicht, nein, in Geschwadern."

Ein bisschen seltsam wirkt das schon. Aber wenn man weiß, dass dieser Walter Blunt von Sir Patrick Stewart gespielt wird, der seit Jahrzehnten auf der Bühne in Shakespeares große Rollen schlüpft, dann bekommt diese Szene eine hübsche Metaebene.

Der britische Schauspieler kehrt 20 Jahre nach seiner legendären Hauptrolle als Jean-Luc Picard in Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert ins Fernsehen zurück: In der Serie Blunt Talk spielt er den Protagonisten Walter, einen abgekämpften Fernsehmoderator, der mit Skandalen, wie eben jener Verhaftung, die eigene Karriere torpediert, sich doch durch Tricks immer wieder retten kann.

So reiht sich eine Skurrilität an die nächste

Dass der 2010 von der Queen geadelte Charakterdarsteller die komplexe Figur des zynischen, Alkohol-und Drogenabhängigen, vom Falklandkrieg traumatisierten Veteranen mit viel Energie und Körpereinsatz spielt, sieht man schon in den ersten Minuten. Den Rest der Zeit fragt man sich, warum solch eine verkorkste Figur in ein dreißigminütiges Sitcomformat gesteckt wird.

So reiht sich eine Skurrilität an die nächste: In einem Moment liegt Blunt in seinem Büro auf einer Luftmatratze und lässt sich von seiner Angestellten Rosalie gut zureden, während sie in der Löffelchen-Stellung dicht aneinander gekuschelt sind. Im nächsten Moment lässt er sich von seinem Diener und besten Freund mit einem Handtuch geißeln, während der ihn als bösen Jungen beschimpft. Und dann interviewt er sich auch noch selbst - auf Kokain, versteht sich.

Ein bisschen zu viel des Guten für die erste Folge, die am Samstag auf dem US-Sender Starz ausgestrahlt wurde. Zehn Folgen hat die erste Staffel der von Family Guy-Erfinder Seth MacFarlane produzierten Sitcom. Doch bereits in der Pilotfolge wirkt Patrick Stewarts irrsinnige One-Man-Show nach kurzer Zeit nicht mehr unterhaltsam, sondern vor allem ermüdend. Die Nebenfiguren, insbesondere sein Team, angeführt von der Oscar-nominierten Jacki Weaver (Silver Linings), wirken da wie reine Statisten.

"Ich mach' mir Sorgen um dich"

Man muss Brent Spiner, dem logisch kombinierenden Data aus Star Trek, auf jeden Fall recht geben, wenn er in einem kurzen Gastauftritt zu seinem langjährigen Kollegen sagt: "Ich mach' mir Sorgen um dich."

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Quelle:
SZ vom 25.08.2015
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