Die Meldung war verblüffend: Fast alle Klubs der Fußball-Bundesliga eins und zwei wollen sich am Wochenende einer Aktion der Bild-Zeitung anschließen. Statt wie sonst allein der Name der Logistik-Firma Hermes soll auf den Ärmeln der Spieler ein kleineres Logo des Sponsors zu sehen sein, neben dem der Bild. Darüber steht in größerer Schrift WIR HELFEN und das Motto #refugeeswelcome. Offenbar folgt die DFL, die den sagenhaft reichen Profibetrieb organisiert, einer Initiative des Blattes mit den dicken Buchstaben.
Hilfe und Willkommensgruß für Flüchtlinge sind natürlich erfreulich und prägen zum Glück das neue Image der Nation. Tausende deutscher Freiwillige nehmen Schutzbedürftige auch ohne Trikotwerbung in Empfang. Andererseits hatte die Bild Ausländer in anderen Zeiten eher für eine Bedrohung gehalten. Zumindest fünf der 36 ranghöchsten Vereine finden, dass sie diese Gazette nicht brauchen, um Zuwanderer zu unterstützen: Erst sagte der FC St. Pauli aus Hamburg den Leuten von DFL und Bild ab. Dann folgten am Donnerstag Union Berlin sowie der SC Freiburg, der 1.
FC Nürnberg und der VfL Bochum. Die fünf Zweitligisten sehen keinen Grund, sich von der Boulevardzeitung einspannen zu lassen. Der FC St. Pauli sei "seit Wochen auf verschiedenen Ebenen aktiv, um den Menschen, die nach Deutschland geflohen sind, zu helfen", erläuterte zunächst Geschäftsführer Andreas Rettig. Besonders überrascht war Rettig deshalb von dem, was Bild-Chef Kai Diekmann daraufhin auf Twitter verfasste: "Kein Herz für Flüchtlinge", schrieb Diekmann. "Schade eigentlich, St. Pauli boykottiert ,Wir helfen'." Der FC St. Pauli stehe "für eine Willkommenskultur", konterte Rettig, "und wir handeln damit auf eine Art und Weise, die unseren Club schon seit Jahrzehnten ausmacht." Das stimmt, der links-alternative FC St. Pauli ist trotz aller Klischees traditionell Symbol für Toleranz.
Erst kürzlich lud die Kulttruppe mit dem Totenkopf 1000 Immigranten zum Freundschaftsspiel gegen Borussia Dortmund ins Kiez-Stadion am Millerntor, Kinder aus einer Erstaufnahme liefen mit der Mannschaft auf den Rasen. Beide Teams trugen Banner mit der Aufschrift "Refugees" und "Welcome", die nun zugunsten der Adressaten versteigert werden.
Union Berlin aus dem Osten der Hauptstadt wiederum hat gerade beschlossen, eine zu Jahresbeginn erworbene Immobilie nahe des Stadions fürs Erste nicht zur Fan-Zentrale umzubauen, sondern dort Hilfsbedürftige unterzubringen. "Wir sind humanistischen Grundwerten verpflichtet", sagt Präsident Dirk Zingler. Beifall kommt selbst von einer Menge Sportfreunden, die zum Beispiel St. Pauli nicht so nahestehen. "Auch als HSV-Fan sag' ich: Klasse, Pauli", schreibt ein Leser auf der Website des NDR. "Keine Zusammenarbeit mit diesem Schmierenblatt - Respekt für diese Entscheidung!"