Bild-TV:"Bild" rechtfertigt Übernahme öffentlich-rechtlicher TV-Szenen

Lead Candidates Meet For Televised Discussion Following Initial Election Results

Die sogenannte "Elefantenrunde" übernahm Bild-TV passagenweise einfach von ARD und ZDF.

(Foto: Michele Tantussi/Getty Images)

Der Sender Bild-TV übernahm am Wahlabend Bilder direkt von ARD und ZDF. Die Öffentlich-Rechtlichen prüfen juristische Schritte.

Von Nicolas Freund

Der Termin war schon ein Statement: Am 22. August, einen guten Monat vor der Bundestagswahl, startete Bild-TV, der Fernsehableger der Boulevardzeitung von Axel Springer. Erklärtes Ziel: eine ernst zu nehmende Konkurrenz zur öffentlich-rechtlichen Berichterstattung durch ARD und ZDF werden. Implizites Ziel: Gleich zur Bundestagswahl zeigen, was man kann, mit einem eigenen Profil.

In letzter Perfektion hat das am entscheidenden Wahlabend offenbar noch nicht geklappt: Aus der Berliner Runde, in der die Parteichefs und Spitzenkandidaten nach der Wahl diskutierten, übernahm Bild-TV minutenlange Passagen direkt von ARD und ZDF. Auch Grafiken mit den Prognosen und ein Interview mit SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil sollen laut Medienberichten von den öffentlich-rechtlichen Sendern auf Bild-TV gezeigt worden sein. Auf Anfrage bestätigten ARD und ZDF, dass es keine Vereinbarungen zur dieser Übernahme der Livesignale durch Bild-TV gab. Die öffentlich-rechtlichen Sender prüfen derzeit "juristische Konsequenzen".

Bild verteidigte die Übernahme der Bilder auf Nachfrage der SZ: "Wir haben im Rahmen unserer aktuellen Wahlberichterstattung die stark unterschiedlichen Prognosen mit klarem Quellenhinweis live zitiert und ausgewählte Sequenzen aus der 'Berliner Runde' übernommen und für unsere Zuschauer eingeordnet." Die von ARD und ZDF ausgerichtete Diskussionsrunde sei auch für Menschen relevant, "die sich am Wahlabend auf anderem Wege informieren möchten".

Bild-Sprecher Christian Senft verwies außerdem auf das inkonsequente Vorgehen der Öffentlich-Rechtlichen beim Leistungsschutzrecht: Gegenüber den großen Digitalkonzernen, die häufig Inhalte übernehmen, würden die Sender auch nicht so konsequent vorgehen. Tatsächlich hatte erst im Frühjahr die Verwertungsgesellschaft Corint Media dagegen wegen Verzerrung des Medienmarkts bei den 16 Chefs der deutschen Staatskanzleien Beschwerde eingelegt.

Ob das den Vorwurf der möglicherweise rechtswidrigen Übernahme der Inhalte durch Bild-TV aus der Welt schaffen wird, muss nun geklärt werden. Bild teilte mit: "Falls sich aus der Übernahme seitens BILD Ansprüche von ARD und ZDF ergeben sollten, sind wir gerne bereit, diese zu begleichen."

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