Moskau gegen Axel Springer:Russland stuft „Bild“-Ableger als „ausländischen Agenten“ ein

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„Bild“ arbeitet mit seinem russischsprachigen Angebot nicht so, wie es die russischen Behörden für zutreffend halten. (Foto: Christoph Soeder/dpa)

Das Portal „Bild auf Russisch“ habe Unwahrheiten verbreitet. Springer sieht in dem Schritt den Versuch, freien Journalismus zu verhindern.

Die russische Justiz hat den auf Russisch publizierten Online-Ableger der Bild-Zeitung als „ausländischen Agenten“ eingestuft. Bild auf Russisch habe unzutreffende Informationen über die russische Politik veröffentlicht, heißt es in der von der Staatsagentur Tass verbreiteten Mitteilung der Justizbehörde. Zudem seien unzutreffende Informationen verbreitet worden, die darauf abzielten, „ein negatives Bild der Streitkräfte Russlands zu zeichnen“.

Auch habe sich das Medienunternehmen gegen die „militärische Spezialoperation“ in der Ukraine ausgesprochen, heißt es in der Mitteilung laut Tass weiter. Moskau bezeichnet seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine offiziell als „militärische Spezialoperation“. Bild auf Russisch habe sich zudem „an der Verbreitung von Berichten und Materialien ausländischer Agenten an eine unbegrenzte Anzahl von Personen“ beteiligt.

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Die Einstufung von Bild auf Russisch als „ausländischer Agent“ sei „ein untauglicher Versuch, freien Journalismus und das Aufdecken von Staatspropaganda zu verhindern“, sagte ein Sprecher der Bild-Gruppe. Es sei zudem ein Kompliment für die erfolgreiche Arbeit des Teams um Maksim Kurnikow.

Axel Springer hatte seine eigenen Medienmarken in Russland – darunter russische Ausgaben der Magazine Forbes, Geo und Gala – 2015 an den russischen Verleger Alexander Fedotow verkauft. Damals hatte Moskau ein neues Mediengesetz eingeführt, das den Anteil ausländischer Investoren auf 20 Prozent begrenzte. Ein solcher Minderheitenanteil sei für Springer nicht akzeptabel, betonte Springer damals. Mit dem Angebot Bild auf Russisch hatte Springer sich das publizistische Ziel gesetzt, über Kanäle wie Youtube und Telegram „weiterhin freie Nachrichten und Analysen zu russischsprachigen Menschen zu bringen“, teilte das Verlagshaus im Sommer 2022 nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine mit. Die Website Bild.de war im März 2022 von Russland gesperrt worden.

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Mit der Einstufung als „ausländischer Agent“ ist Russland bemüht, vielen unliebsamen internationalen Organisationen oder Medien ein gewisses Stigma anzuhängen. Diese Einstufung ist oft ein erster Schritt zu einem vollständigen Arbeitsverbot. Bild produziert seit 2022 regelmäßig Beiträge auf Russisch: Neben einer Nachrichtensendung werden Interviews und Beiträge auf einem eigenen Youtube-Kanal angeboten. Bild auf Russisch wird nach Unternehmensangaben von dem russischen, ehemaligen stellvertretenden Chefredakteur von Echo Moskau, Maksim Kurnikow, moderiert. Die Sendung habe auf Youtube mehr als 330 000 Follower mit insgesamt mehr als 100 Millionen Videoviews.

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