Süddeutsche Zeitung

"Big Brother" und das Coronavirus:Die Gemeinschaft der Unwissenden

  • Dem Sender Sat.1 zufolge sind die kasernierten Kandidaten der Reality-TV-Show Big Brother seit dem Start der Sendung am 6. Februar nicht über die aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus informiert worden.
  • Unter gewissen Umständen, etwa bei einer Erkrankung von Angehörigen, würde man die Informationssperre jedoch aufheben, so der Sender.

Von Luise Checchin

Während die Weltöffentlichkeit seit Wochen mit den Auswirkungen des Coronavirus ringt, gibt es einige Menschen, die davon womöglich unbehelligt leben: Die Teilnehmer der aktuellen Staffel von Big Brother wissen laut Angaben des Senders Sat.1 nichts vom Verlauf der Pandemie.

Dem Sender zufolge sind die Kandidaten der Überwachungsshow, die am 6. Februar begann, seit ihrem Einzug in die Big-Brother-Häuser nicht mehr über die aktuellen Entwicklungen in der Welt informiert worden. Damals waren lediglich vereinzelte Fälle in Bayern bekannt. Auch Kandidaten, die erst später eingezogen sind, mussten sich verpflichten, der Stammbesetzung nichts zu verraten. Sie waren laut dem Sender zuvor negativ auf den Erreger getestet worden.

Auf die Frage, ob Sat.1 es für ethisch vertretbar halte, die Showteilnehmer angesichts des Ausmaßes der Coronavirus-Krise im Ungewissen zu halten, antwortete eine Sprecherin des Senders gegenüber der SZ mit einem lapidaren "Ja". Unter gewissen Umständen, etwa bei einer Erkrankung von Angehörigen, würde man die Informationssperre jedoch aufheben. "Selbstverständlich werden die Bewohner informiert, wenn es Grund dazu gibt", hieß es dazu. "Welche Informationen von außen an die Bewohner gegeben werden, wird auch im Austausch mit den Angehörigen entschieden."

Die Big-Brother-Kandidaten wohnen in diesem Jahr in zwei Häusern im Kölner Stadtteil Ossendorf im besonders stark vom Coronavirus betroffenen Bundesland Nordrhein-Westfalen. Um die Bewohner vor einer Ansteckung zu schützen, gibt es laut Sat1 strenge Regeln, etwa "spezielle Hygienemaßnahmen" bei der Firma EndemolShineGermany, die Big Brother für Sat1 produziert. Wie genau diese Maßnahmen aussehen, erläuterte der Sender nicht.

Der Fall Janine Pink

Die Frage, über welche Ereignisse aus der Außenwelt Big-Brother-Kandidaten informiert werden sollten, ist nicht neu. Im vergangenen Jahr gab es eine Debatte darüber, als die Schauspielerin Janine Pink nichts vom Tod ihres langjährigen Kollegen Ingo Kantorek erfuhr, der während Pinks Zeit im Big-Brother-Haus verunglückt war.

Der Sender begründete den Schritt damals damit, dass die Bewohner nur benachrichtigt würden, wenn es sich um "Todes- und Krankheitsfälle aus dem engsten Verwandtenkreis" handelte. Pink war über die verspätete Unterrichtung nicht verärgert. Nach dem Ende der Show sagte sie, sie sei in gewisser Weise froh, erst nach ihrem Auszug aus dem Haus informiert worden zu sein, weil sie sich nun Zeit nehmen könne, die Nachricht zu verarbeiten.

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