Bezahlmodelle für Hörspiele im Netz:Billiger machen sie es nicht

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Der Markt für Hörspiele verändert sich gerade: Die Einnahmen im digitalen Vertrieb wachsen, die Zahl der verkauften CDs ist rückläufig. Fortschrittliche Autoren und Regisseure haben den Trend erkannt - sie vermeiden Dumpingpreise für ihre Stücke, die gibt es allerdings ohne Verbotsschilder.

Stefan Fischer

Ausgiebig war Stefan Kanis im Hörspielpark spazieren. Und sei ganz verdutzt gewesen, dass er nirgends Verbotsschilder entdecken konnte. Kanis, Kulturredakteur beim MDR, hat bei den ARD-Hörspieltagen, die bis Sonntag in Karlsruhe stattfinden, die Diskussion "Hörspiel-Hören für 50 Cent?" moderiert.

Martin Semmelrogge (links) nimmt mit Werner Wölbern im Aufnahmestudio. Einen illegalen Tauschhandel mit Hörspielen im großen Stil kann sich niemand vorstellen. (Foto: OBS)

So billig macht es der Autor und Regisseur Paul Plamper nicht. Sieben Euro kostet auf seiner digitalen Plattform Hörspielpark der Download eines Stückes. Etwa 20 Hörspielautoren sind dort vertreten, darunter Stefan Kaegi, Helgard Haug und Schorsch Kamerun.

Die Plattform ist neu, über ihren Erfolg lässt sich noch nichts sagen. Aber über die Intention: Es ist der Versuch, unabhängiger zu werden vom Radio - dem nach wie vor wichtigsten, aber nicht mehr exklusiven Aufführungsort von Hörspielen. Plamper produziert selbst, hält also die Rechte.

Der Regelfall ist ein anderer, dass nämlich die Rechte ganz oder teilweise bei den Sendern liegen. Auch sie mischen - über ihre Marketingtöchter - mit in der Verwertung von Hörspielen außerhalb des Rundfunks. Auch im Hörspielpark übrigens.

Gerade vollzieht sich ein Wandel in dem Geschäft: Die Einnahmen im digitalen Vertrieb wachsen, die Zahl der verkauften CDs ist rückläufig. Die Diskussion war unterschwellig von einer Angst getragen: Dass ein Hörspiel, einmal bezahlt und heruntergeladen, viel umstandsloser kopiert und weitergegeben werden kann als etwa eine CD.

Viel Gerede über selbst zerstörende Dateien

Deshalb das Erstaunen von Kanis, dass Plamper im Hörspielpark keine rechtlichen Einschränkungen macht. In Karlsruhe wurde viel geredet über zeitlich befristete Links oder sich selbst zerstörende Dateien - beides nicht komfortabel für Nutzer und Anbieter.

Plamper ist da weiter. Mittels einer seriösen Studie weiß man inzwischen aus dem Kino, dass Filmpiraten weniger Schaden anrichten, als ihnen unterstellt wird: In der Mehrzahl sind das Menschen, die ihrer Kinoleidenschaft nicht nur illegal im Netz nachgehen, sondern auch oft ins Kino gehen und viel Geld für DVDs ausgeben.

Einen illegalen Tauschhandel in großem Stil mit Hörspielen konnte sich ohnehin niemand vorstellen. Die Bereitschaft, im Netz für Inhalte zu bezahlen, ist inzwischen da", sagt Margarete Koch. Es dürften nur gerne auch 55 Cent sein, forderte Hermann Bohlen ein, wie Plamper ein Autor, der seine Stücke selbst produziert.

© SZ vom 12.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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