Podcasts des Monats:Das sind die Podcasts-Tipps im Juli

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(Foto: SZ)

Von intimen Paardiskussionen über Backstage-Geschichten vom Laufsteg bis zu den letzten Minuten vor der Mondlandung: SZ-Redakteure stellen die besten aktuellen Podcasts vor.

Von SZ-Autoren

Podcasts haben einen neuen Boom des Geschichtenhörens ausgelöst - im Fiktionalen wie im Dokumentarischen und bei Ratgebern. Sie befördern neue Formate, etwa Serien, und bringen neue Produzenten hervor. Die SZ-Medienseite stellt jeden Monat ihre Favoriten vor.

13 Minutes to the Moon

bbc.co.uk/podcasts

Am Ende waren es nur 13 Minuten. In der Zeit hat sich am 20. Juli 1969 entschieden, ob erstmals Menschen auf dem Mond landen. Denn in diesen 13 Minuten, als die Landefähre der Apollo 11 auf die Mondoberfläche zuflog, stand die Mission mehrmals kurz vor dem Abbruch. Der Bordcomputer zeigte Fehler an, das Tempo war zu hoch, der Sprit wurde knapp. Das belegen heute noch die Funksprüche der Nasa, die für Laien allerdings schwer verständlich sind: Es krächzt, es rauscht, es werden Codes und Nummern durchgesagt - aber was bedeutet das alles? Die BBC gibt im Podcast 13 Minutes to the Moon die Antworten. Ausgehend von den Funksprüchen kurz vor der Mondlandung werden die Geschichten dahinter erzählt. Wie wurde der innovative Bordcomputer gebaut, wie die Landefähre? Was waren die größten Probleme? Der Podcast geht ins Detail und lässt zahlreiche Mitarbeiter der Apollo 11-Mission zu Wort kommen. Sie erzählen, wie ein erstaunlich junges Team einen Traum wahr gemacht hat. Und aus krächzenden Funksprüchen werden spannende, dramatische Geschichten zu einem historischen Meilenstein. Vinzent-Vitus Leitgeb

Caiman Club

wdr.de/k/caimanclub

Hagen von Grau ist der Königsmacher in der deutschen Politik. Kein wichtiges Amt wird vergeben, ohne dass der skrupellose Strippenzieher die Entscheidung im Sinne seiner Auftraggeber beeinflusst. Seine Operationsbasis ist der Berliner Caiman Club, eine Art Darkroom der Mächtigen und Machtgeilen. Die in der Realität eher etwas bieder wirkende deutsche Politik wird in der Podcast-Serie von Edgar Linscheid und Stuart Kummer zu einem Hort der Hinterfotzigkeit, den sie mit einer ganzen Reihe fiktiver Boris Johnsons, Stephen Bannons und Kellyanne Conways bevölkern. Weshalb Hagen von Grau auch nicht allmächtig ist. Er hat Gegenspieler, die so gerissen sind wie er. In der zweiten Staffel geht es um die Verhinderung eines Bankenregulierungsgesetzes. Im Zentrum stehen die Intrigen, mit denen sich die Lobbyisten und Consulting-Agenturen im wahrsten Sinn gegenseitig aus- und niederzustechen versuchen. Die Handlung der vier knapp einstündigen Folgen nimmt ein paar überraschende Twists, und der Cast ist stark: Barnaby Metschurat spielt Hagen von Grau, mit dabei sind Claudia Michelsen, Richy Müller, Anna Schudt, Mathieu Carrière und Denis Moschitto, als Gäste sind Tom Schilling und Devid Striesow zu hören. Stefan Fischer

Frau Bauerfeind hat Fragen

audible.de, open.spotify.com

In letzter Zeit war es fast ruhig geworden um Katrin Bauerfeind. Mit einem Bühnenprogramm tourte die einstige Hoffnung des Fernsehens durch deutsche Universitätsstädte. Seit einem Jahr aber macht sie endlich wieder das, was sie am besten kann: Promis interviewen, mit rauchiger Stimme und ohne Berührungsängste. Ihr Live-Podcast für Audible ist jetzt auch auf Spotify verfügbar. Die Gäste, etwa Olli Schulz, Sarah Kuttner, Annette Frier, stammen vorwiegend aus Bauerfeinds Fernsehkosmos. Sie beantworten einen Fragebogen, der sodann vor Publikum unterhaltsam zerlegt wird. Jörg Thadeusz erklärt, warum sein Opa die Oma stets mit deren Lieblingslied geweckt hat. Palina Rojinski berichtet, wie sie als Kind mit Plastiktelefon und russischem Akzent "Business Woman" werden wollte. Immer wieder wird man überrascht - und hat vor allem viel zu lachen. Kathrin Müller-Lancé

Paardiologie

open.spotify.com

Wenn ein Paar den anderen Gästen eines Abendessens mitteile, dass es seit fünf Jahren nicht mehr miteinander schlafe, sei das doch eine "geile Info", sagte Charlotte Roche im Interview mit der SZ. Dann ginge es endlich mal um was. Einen Haufen solcher Informationen sammelt sie mit ihrem Ehemann, die beiden sperren sich einmal die Woche in einem Podcast-Kabuff im Arbeitszimmer ein und reden über allerlei Unangenehmes aus 15 Jahren Beziehung. Die Dynamik dieses offensichtlich allen Krisen trotzenden Paares - sie für maximale Offenheit, er vergleichsweise zurückgenommen - macht den Reiz der Podcasts aus. Dazu die Nähe zum Mikrofon, phasenweise fühlt man sich, als würde man danebenliegen, wenn sich beide im Bett ASMR-mäßig Dinge ins Ohr flüstern. Wer bei diesem Gedanken gerne liegen bleibt, dem sei dieser Podcast empfohlen. Allen anderen geht er womöglich zu sehr ins Private. Das gehört zwar zum Konzept, den Weitwinkel hin zu Gedanken über das große Ganze, das über die Beziehung von Roche und Ehemann hinausweisen könnte, vermisst man aber ein wenig. Quentin Lichtblau

Vogue Stories

vogue.de

Mode: Das sind eben nicht nur die Paraden auf den internationalen Catwalks, die lackierten Magazindoppelseiten, die im Monatstakt auf den Markt geworfenen Pre- und Cruise- und Capsule-Collections. Mode, das sind auch die vor und hinter der Glitzerfassade agierenden Menschen, deren Geschichten es wert sind, erzählt zu werden. Zu ihrem 40. Geburtstag tut die deutsche Vogue exakt dies: Sie schickt Alexandra Bondi de Antoni, Executive Producer ihrer Online-Ausgabe, zu den Menschen, die Mode machen, leben und verkörpern. Den Reigen eröffnet natürlich Christiane Arp, seit nunmehr 16 Jahren oberste Interpretin des deutschen Heftes. Sie gewährt interessante Einblicke. Über ihr kühles Image spricht sie ähnlich offen wie über ihre anfängliche Angst, als Hochstaplerin entlarvt, dem Anspruch der Marke Vogue nicht gerecht zu werden. Von Nadja Auermann, dem Topmodel der Neunzigerjahre, hatte man fast schon wieder vergessen, wie klug und geerdet sie doch ist. Hier erzählt sie von den Anfängen ihrer Karriere, von Begegnungen mit Ikonen wie Helmut Newton und Karl Lagerfeld. Nicht zuletzt bekommt auch der in Deutschland viel zu wenig bekannte Haider Ackermann eine eigene Folge, ein großartiger Designer, der in Paris sein ganz eigenes Ding durchzieht. Durch die Bank ist dieser Podcast hörenswert - und angenehmerweise viel lebendiger und weniger geschliffen, als man das von Vogue erwartet hätte. Tanja Rest

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:"Ich will unbedingt über Eifersucht und Fremdgehen reden. Und über Finanzen!"

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