Bespitzelungsaffäre:Auch Verheugen wurde observiert

Mit der Kamera verfolgt: Auch der ehemalige EU-Kommissar Günter Verheugen wurde im Auftrag der Zeitschrift Bunte bespitzelt.

Auch hinter den Kameras, die ihn verfolgt haben, steckt die Bunte: Nach einem Bericht des Spiegel engagierte die Zeitschrift Bunte 2007 die in Berlin ansässige Foto- und Rechercheagentur CMK, um ein Foto vom damaligen EU-Kommissar Günter Verheugen und seiner Kabinettschefin Petra Erler zu bekommen.

Der SPD-Mann bemerkte dem Nachrichtenmagazin zufolge im Mai 2007, dass er observiert wurde. "Wir haben einen Rechercheauftrag an CMK erteilt", bestätigte die Chefredaktion der Bunte nun auf Anfrage des Spiegel.

Über das Privatleben von Verheugen wurde damals monatelang wegen einer angeblichen Beziehung zu Erler berichtet. Verheugen hatte dies stets bestritten.

Verheugen ist nicht der einzige Politiker, der bespitzelt wurde - auch das Privatleben von Horst Seehofer (CSU), Franz Müntefering (SPD) und Oskar Lafontaine (Linke) wurde von Mitarbeitern der Agentur CMK ausgespäht - im Auftrag der Bunten.

Die Chefredakteurin des Blatts weist alle Vorwürfe von sich: "Wenn wir veranlasst hätten, dass in eine Wohnung hineinfotografiert wird oder Ähnliches, dann müssten wir uns entschuldigen, selbstverständlich", sagte Patricia Riekel der Welt am Sonntag.

So etwas sei aber nicht passiert. Die Agentur CMK habe den Auftrag gehabt, so zu recherchieren wie Journalisten, betonte Riekel. "Unsaubere Methoden gab es nicht, wir hätten sie auch nie gebilligt". Und wenn etwas schiefgelaufen sei, "dann wussten wir nichts davon", ergänzte die 60-Jährige.

Den Auftrag an CMK, über Verheugen zu recherchieren, rechtfertigte sie mit der politischen Relevanz der angeblichen Liebschaft: "Für Bunte war das ein politisch relevanter Fall, weil der damalige EU-Kommissar Verheugen seine Geliebte befördert hatte", hieß es. Verheugen hatte immer bestritten, dass ihn mit seiner Kabinettschefin mehr als eine Freundschaft verbindet.

Derweil hat die frühere Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) die Bespitzelungen von prominenten Politikern scharf kritisiert. "Das ist kein Journalismus mehr, wie ich ihn verstehe", sagte Zypries im Interview mit stern.de. Journalismus höre dort auf, wo das Privatleben von Personen ausspioniert werde. Zypries begründete dies mit der Rechtslage: "Weder Politiker noch andere Personen der Zeitgeschichte müssen sich das gefallen lassen. Seit dem so genannten Caroline-Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte aus dem Jahre 2004 steht fest: Die Privatsphäre auch öffentlicher Personen ist grundsätzlich tabu."

Der Stern hatte berichtet, Seehofer und Müntefering sowie Lafontaine seien in ihrem privaten Umfeld von CMK- Mitarbeitern ausgespäht worden sein. Dabei seien unlautere Methoden angewandt worden, beispielsweise seien ein Briefkasten und eine Fußmatte manipuliert worden, es seien Kameras installiert und eine Wohnung zur Observation gemietet worden.

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