Beliebte Zeichentrickfigur:Gebt Pumuckl sein Bäuchlein zurück

Pumuckl

Pumuckl links vor und rechts nach der Abspeckkur.

(Foto: dpa)

Neue Zeichnungen zeigen den Kobold mit schlankem Bauch und schmalem Gesicht. Dabei trug gerade der barocke Lebensstil des kleinen Kerls zu seiner Beliebtheit bei.

Von Martin Anetzberger

Es ist eine dieser Szenen aus der Fernsehserie, die vielen Pumuckl-Freunden in bester Erinnerung geblieben ist: das erste gemeinsame Frühstück mit Schreinermeister Franz Eder - liebevoll gespielt von Gustl Bayrhammer.

Der kleine Nachfahre der Klabautermänner mit dem roten Wuschelkopf kraxelt dabei auf Eders Frühstückstisch umher, weil vom Stuhl bis zur Tasse alles viel zu groß für ihn ist. Er nascht aus dem Marmeladenglas und trinkt Kaffee aus dem Eierbecher. Während dieser Frontaleinstellung rutscht ihm sein gelbes Hemd nach oben und gibt den Blick frei auf sein kleines Bäuchlein, das so gut zu seinem liebenswerten Mondgesicht passt.

Wie ein Jugendlicher in Röhrenhose

Anlässlich des 95. Geburtstages von Pumuckl-Erfinderin Ellis Kaut im November erscheint bald ein neues Buch. Auf den Zeichnungen sieht Pumuckl allerdings deutlich dünner aus. Weg ist der Bauch, weg das Mondgesicht. Er sieht fast ein wenig aus, wie die vielen männlichen Jugendlichen, die ihre dünnen Beine heutzutage problemlos in Röhrenjeans unterbringen können, ohne dabei auch nur einen Hauch ihrer Beweglichkeit einzubüßen.

Pumuckl

So sieht Pumuckl auf einer der neuen Zeichnungen aus.

(Foto: dpa)

Eine Sprecherin des Kosmos-Verlages erklärte dann auch, "Pumuckl sollte einerseits klassisch und wiedererkennbar sein für die Erwachsenen, die Pumuckl noch aus ihrer eigenen Kindheit kennen", andererseits sollte der Kobold aber auch einen "leicht modernen Touch bekommen, um die neue Generation Kinder anzusprechen, die Pumuckl jetzt lesen." Und der Illustrator, Jan Saße, sagte, er habe ihn "dynamischer" zeichnen sollen und sich dabei an seinen sportlichen Söhnen orientiert.

Ähnlich abgespeckt hatten schon Biene Maja, der im Zuge eines "modernen 3-D-Looks" eine Wespentaille gezeichnet worden war, und Kultfigur Heidi, die in einem Remake der Kinderserie deutlich dünner durch die Berge spaziert.

Doch der Pumuckl aus der TV-Serie ist ein Original. Er ist kein Kind und kein Sportler, und er ist schon gar nicht geeignet als Vorbild für eine schlanke, dynamische Jugend, die er heute vielleicht ansprechen soll.

Denn der Kobold mag Bier, betrinkt sich einmal sogar mit Kirschlikör, isst liebend gerne Schokolade und Pudding. Darüber hinaus ist er ungezogen, lügt ziemlich oft, liebt die Unordnung und lässt sich einmal sogar zu einem folgenschweren Diebstahl hinreißen.

Auch ältere Zuschauer lieben den Kobold

Das ist der Grund, warum der Kobold stets nicht nur Kinder, sondern auch ältere Zuschauer angesprochen hat, die sich genau über diesen barocken und oft unvernünftigen Lebensstil des Kobolds köstlich amüsierten. Gerade weil sie in ihm auch ihre eigenen Schwächen gespiegelt sahen.

Für Kinder ist an Pumuckl hingegen zuallererst faszinierend, dass er unsichtbar werden und deswegen Erwachsene ärgern kann, ohne dabei erwischt zu werden. Für dieses Vergnügen ist es allerdings vollkommen unerheblich, ob er wohlgenährt oder gertenschlank ist. Gebt Pumuckl also sein Bäuchlein und sein rundes Gesicht zurück, bevor er irgendwann noch mit Chucks und Gelfrisur herumhüpfen muss.

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