"Panorama"-Beitrag zeigt Statements von Pegida-Demonstranten
"Lügenpresse": So sehen viele Demonstranten der Gruppe "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes", kurz Pegida, die Medien im Land - und sprechen daher auch nicht mit Vertretern der etablierten Zeitungen und Fernsehsender. Um so mehr Aufsehen hat ein Beitrag des NDR-Magazins "Panorama" erregt, in dem Journalisten bei der Pegida-Demo am 15. Dezember in Dresden mit Teilnehmern sprechen.
"Dass ich gegen die Ausländer bin, dass so viele hier reinkommen, das ist mein Grund, warum ich hier bin", sagt ein Rentner. "Ich bin auch nicht dafür, dass hier der Islam eingeführt wird als Staatsreligion", ergänzt eine ältere Dame mit Wollmütze. Das junge Pärchen will nur Ausländer ins Land lassen, die auch tatsächlich politisch verfolgt werden. "Die bringen Bazillen und Krankheiten mit und wir müssen's dann ausbaden", sorgt sich ein Herr mit ergrautem Pferdeschwanz.
RTL-Reporter unter den Befragten
Um dem Vorwurf entgegen zu treten, die Aussagen der Befragten seien "sinnentstellend geschnitten oder bösartig verkürzt", veröffentlicht der Sender außerdem das Rohmaterial, die ungekürzten Interviews, im Internet.
Nun müssen die Panorama-Macher allerdings einen Hinweis nachschieben: Bei einem der Befragten handele es sich um einen Reporter von RTL. Im Interview sagt dieser Dinge wie: "Ich finde wir, müssen aufpassen, dass Deutschland Deutschland bleibt." Erst im Nachhinein habe der Mann sich bei der Redaktion gemeldet und "beteuert, dass er eigentlich anderer Ansicht sei und dass diese Aussagen nicht seiner Meinung entsprächen".
Stellungnahmen von "Panorama" und RTL
In einem Beitrag auf der "Panorama"-Homepage äußert sich Volker Steinhoff, Chef des Formats, zu dem Vorfall: "Was das sollte, wissen wir nicht. Aber eines ist für uns klar: Das geht gar nicht", kommentiert er das Verhalten des RTL-Reporters, der auch schon für den NDR tätig gewesen sein soll. Der Glaubwürdigkeit von Journalisten habe dieser einen Bärendienst erwiesen. Man habe gerade nicht "gezielt nach 'Glatzen', NPD-Funktionären etc. gesucht", sondern die anderen interviewt, die in der Mehrheit waren. Dieses Vorgehen werde jetzt durch einen RTL-Reporter in Frage gestellt: "Wie dämlich."
Auch RTL selbst hat sich mittlerweile zu dem Vorfall geäußert und bestätigt, dass der Reporter auf der Demo verdeckt recherchierte, um "Stimmungen und Aussagen für eine spätere Berichterstattung aufzugreifen". Vom NDR-Team auf ein Interview angesprochen, habe er drei Möglichkeiten gehabt: "Nichts sagen, sich als Kollege outen - oder in der gespielten Rolle eines Pegida-Anhängers verbleiben." Leider habe er dann Möglichkeit drei, die eindeutig falsche Entscheidung, gewählt, so der Sender.