Süddeutsche Zeitung

Englisches Königshaus und BBC:Not amused

Wegen einer BBC-Doku über das Verhältnis der Prinzen William und Harry zur Presse zeichnet sich ein Boykott des öffentlich-rechtlichen Senders durch die Königsfamilie ab.

Von Alexander Menden

Das Verhältnis des britischen Prinzenpaares William und Harry zur Presse ist seit jeher angespannt. Beide machen die distanzlose und ununterbrochene Berichterstattung über ihre Mutter Prinzessin Diana - von Martin Bashirs berüchtigtem Interview bis zu ihrer fatalen Flucht vor motorisierten Paparazzi in Paris - für deren frühen Tod mitverantwortlich. Mit diesem Thema befasste sich in dieser Woche der erste Teil der zweiteiligen BBC-Dokumentation The Princes And The Press ("Die Prinzen und die Presse"). Die Doku basierte auf der These, dass die stillschweigende Abmachung, dass die Royals den Medien einen gewissen Zugang zu ihrem Leben gewähren und im Gegenzug positive Berichterstattung bekommen, zusammengebrochen sei. Die Ausstrahlung könnte nun zu einem Boykott der BBC durch die Royal Family führen.

Die BBC ist als ältester öffentlich-rechtlicher Sender immer die natürliche Anlaufstelle für alle offiziellen Verlautbarungen der Königsfamilie gewesen. Doch die Dokumentation scheint dieses Verhältnis nachhaltig getrübt zu haben. Den Royals war keine Vorabbegutachtung gestattet worden. Das veranlasste alle drei Royal Households, Buckingham Palace, Clarence House und Kensington Palace, zu einer ungewöhnlich kritischen gemeinsamen Erklärung: Eine freie, verantwortungsvolle und offene Presse sei "für eine gesunde Demokratie von entscheidender Bedeutung", so das Statement. "Allerdings werden allzu oft überzogene und unbegründete Behauptungen aus ungenannten Quellen als Tatsachen dargestellt", so der Text weiter, "und es ist enttäuschend, wenn ihnen irgendjemand, einschließlich der BBC, Glaubwürdigkeit verleiht."

Nach dem Bashir-Interview hatte Prinz William schon von seiner "unbeschreiblichen Traurigkeit" gesprochen

Prinz William hatte bereits im vergangenen Mai, nach der Entschuldigung der BBC für das unter Vortäuschung falscher Tatsachen erschlichene Interview des Journalisten Martin Bashir mit Prinzessin Diana im Jahre 1995, von seiner "unbeschreiblichen Traurigkeit" gesprochen, ausgelöst durch "das Versagen der BBC", das "stark zu ihrer Angst, Paranoia und Isolation" beigetragen habe. In diesem Kontext wird nun auch die Entscheidung Williams und seiner Frau Kate gesehen, überraschend dem Sender ITV die Übertragungsrechte für eine Weihnachtssendung aus Westminster Abbey zuzusprechen. Laut der Sun war "alles für eine Übertragung auf BBC1 arrangiert". Diese Pläne seien aber "in den letzten Tagen wegen des schrecklichen Streits um den Dokumentarfilm geändert" worden.

William und Kate haben dies nicht weiter kommentiert. BBC-Senderchef Richard Sharp reagierte auf die Kritik an The Princes And The Press mit der Erklärung, der Sender produziere "bisweilen Programme, die in Teilen des Establishments manchmal auf volle Zustimmung stoßen und manchmal auch nicht". Lachender Dritter ist ITV, das auf diese Weise erstmals Exklusivrechte an einem royalen Event ergattern konnte.

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