Bayern 3 mit Gottschalk und Jauch:Die Zwei von der Quatschstelle

Die Talentschmiede von Gottschalk und Jauch feiert ihren 40. Geburtstag - Ein Rückblick mit charmanten Anekdoten und Sprüchen der wohl berühmtesten deutschen Moderatoren aus ihrer Anfangszeit beim BR.

Franca Forth

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Bayern 3 mit Gottschalk und Jauch:Die Zwei von der Quatschstelle

40 Jahre Bayern 3

Quelle: Foto Sessner

Die Talentschmiede von Gottschalk und Jauch feiert ihren 40. Geburtstag - Ein Rückblick mit charmanten Anekdoten und Sprüchen der wohl berühmtesten deutschen Moderatoren aus ihrer Anfangszeit beim BR.

Am 1. April 1971 geht der Radiosender Bayern 3, der anfangs "Die Servicewelle von Radio München" hieß, als dritter Sender des BR an den Start. Die bundesweit erste Service- und Popwelle liefert seitdem stündlich Nachrichten und Verkehrsmeldungen - damals eine Neuheit. Nach kurzer Zusammenfassung aktueller Themen und Staumeldungen, plätscherten unkommentierte Instrumental- und Gesangsstücke vom Band. Erst Mitte der 80er beginnen Radiosprecher die Sendungen zu moderieren. Zu den wohl bekanntesten Moderatoren gehört Thomas Gottschalk, der ...

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40 jahre bayern 3

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... sich zum ersten Mal 1970 mit den Worten: "Man merkt es Euren Discjockeys an, dass Ihr sie per Fragebogen sucht!" beim Bayerischen Rundfunk bewirbt. Zunächst allerdings erfolglos - man belächelte den blonden Lockenkopf und rät ihm, doch erst einmal sein Abitur zu absolvieren. Falls es ihn danach einmal nach München verschlagen sollte, möge er sich noch einmal melden. Doch schon ein Jahr später ...

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... setzt Gottschalk den Rat in die Tat um: Für sein Studium zieht er nach München und darf als Stationssprecher bei Bayern 3 die Verkehrsnachrichten verlesen. Mit kleinen Witzen, wie: "Autobahn München-Nürnberg, fünf Kilometer Stau vor der Abfahrt Eching. Wegen Ikea dort. Wird sicher bald Elching heißen.", versucht er die Meldungen zu "entkrampfen", stößt allerdings mit seiner lockeren Art beim Rundfunkrat nicht auf allzu große Beliebtheit.

Kurz darauf holt ihn BR-Musikredakteur Werner Goetze in sein Studio - in Frisch aus der Presse und Disco 2 mokiert sich Gottschalk nun über verschiedene Sänger und ihre Lieder. Seine unbefangene Art galt im Radio damals als revolutionär. Trotz interner Kritik, erhält er 1977 seine eigene Sendung: In Pop nach acht darf er nach 20.00 Uhr ungestört zu seinen Hörern reden, neue Platten vorstellen und Musiker interviewen und wird prompt zum Radio-Idol für viele Jugendliche.

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Doch die Idylle hält nicht lange. Der Moderator Gottschalk (links, hier mit  Eberhard von Berswordt, Mitte, und Fritz Egner beim legendären Rosenmontag Rundfunkball 1989) kritisiert die Monotonie und Altbackenheit des Bayerischen Rundfunks: "Genug Leute wissen, dass Phil Collins keine Zigarretenmarke ist - man kann in Deutschland also schon modernes Radio machen."

Er verlässt den BR für eine Weile - Radio-Luxemburg lautet nun seine neue Station. Daneben tritt er auch im Fernsehen auf: Bei RTL moderiert er als Nachfolger von Frank Elstner die RTL-Hitparade. Allerdings zieht er schon ein Jahr später nach London, um "auszuspannen und neue Ideen zu sammeln" - aus dem BBC Studio erzählt er den Bayern 3 Hörern jeden Samstagabend von seinem Leben in der Großstadt und informiert sie über die aktuellsten Hits.

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Als sich 1985 die ersten Privatsender etablieren, verliert der BR schlagartig zahlreiche Hörer und bittet den beliebten Moderator zurück ins Studio: in der B3-Radioshow sollen nun Thomas Gottschalk und Günther Jauch (Bild) für frischen Wind sorgen. Während Gottschalk für die musikalische Untermalung zuständig ist, kümmert sich sein sechs Jahre jüngerer Kollege Jauch um die Nachrichten des Tages. Kurz vor 16 Uhr, bei der Übergabe der beiden Moderatoren von Klatschreport zu seriösen Tagesmeldungen, kommt es dann zu legendären Schlagabtäuschen zwischen dem akribischen Jüngling und dem lässigen Spaßvogel:

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Es geht durchaus unkonventionell zu: die beiden gönnen sich in ihrer "B3-Radioshow"  gerne mal einen guten Tropfen - natürlich "nur für die Einschaltquote". Ein Ausschnitt:

Gottschalk: Ich finde ein Schlückchen geht schon mal. Nur ein Schlückchen...

Jauch: Was ist denn das schon wieder?

Gottschalk: Ach, ein bischen was für den Magen.

Jauch: Das gibt doch nur wieder Giftanschläge von der B3 Hörerschar. "Feuert die beiden", heißt es dann wieder, "besonders die Ratte Jauch" ...Mein Gott, von deinem Zeug wird man ja blind!

Gottschalk: Im Gegenteil, hier steht wörtlich: "Beflügelt die Gedanken und spendet dem Geiste Erfahrung und Wissen."

Jauch: Wie auch nicht, bei einer Ein-Liter-Flasche mit einem Alkoholgehalt von 26%.

Gottschalk: Das ist ein sogenannter "Schoas-Treiber". Harte Gesellen halten ungefähr 20 Minuten durch, der normale Bürger wahrscheinlich nur eine Viertelstunde.

Jauch: Eine Viertelstunde wäre schlecht, da muss ich moderieren. Wenn wir ab 16 Uhr nur noch Musik spielen, hat der Schnaps dann wohl gewirkt.

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Doch auch Leserbriefe müssen in der Sendung bearbeitet werden, schließlich sollen die Wünsche ihrer Hörer nicht zu kurz kommen:

Jauch: Es gibt Menschen, die sich in ihrer höchsten Verzweiflung an mich wenden. Diese Postkarte trage ich nun schon seit einigen Tagen ratlos mit mir herum.

Gottschalk: Möglicherweise kann ich dir weiterhelfen. Worum geht es denn?

Jauch: Also, hier steht:" Lieber Günther! Wenn Sie mir ein Bild mit Autogramm von unserem Ministerpräsidenten F. J. Strauß besorgen, bekommen Sie drei bis vier Kilo Forellen geschenkt. In Moosach können Sie sich die Fische selber heraussuchen oder selber fischen gehen.

Gottschalk: Dem Mann kann geholfen werden. In meiner Autogrammsammlung ist der Strauß ganz sicher dabei.

Jauch: Nun gut, allerdings mag ich Fische nicht besonders gerne - und dann müsste ich auch noch bis nach Moosach hinausfahren.

Gottschalk: Pass auf, dann bekommt der gute Mann sein Autogramm vom Strauß und zusätzlich eins von mir. Dafür nehmen wir dann einfach Dosen mit Ölsardinen oder Thunfisch...

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Im Studio sind sich die beiden täglich ausgeliefert. Da bekommt der Hörer durchaus ein wenig Intimität mit:

Jauch: Thomas, irgendwie stinkst du heute.

Gottschalk: Du meinst den Pferdegeruch? Dabei habe ich extra mit Parfum darüber getüncht. Heute früh bin ich ein wenig galoppiert, ach Quatsch getrabt bin ich.

Jauch: Auf dem Pferd oder dahinter?

Gottschalk: Mit einem Wägelchen dahinter. Falls die zärteren Damen kurz weghören mögen, aber dieses Tier hatte furchtbare Blähungen.

Jauch: [lachend] Das Schlimme ist, dass diese Tiere damit auch gar nicht mehr aufhören... Man möchte am liebsten sagen, dass jetzt mal Schluss ist.

Gottschalk: Gemeinerweise kommt der Fahrtwind dann auch noch von vorne. Man nimmt deren Winde also voll auf Lunge...

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Eigentlich war Gottschalk schon immer bekannt für seinen schrägen Kleidungsstil. Manchmal konnte aber auch der "Lausbub in Jeans", Günther Jauch, seinen Kollegen überraschen:

Gottschalk: Was ist denn los, sag mal? Sie sollten ihn sehen - gerade zu poppigesT-Shirt, der Kragen passt zur Hose. Das gab es ja in den letzten fünf Jahren nicht mehr.

Jauch: Das war schon alles daran genäht, da konnte ich mich kaum gegen wehren. Neue Frisur habe ich im Übrigen auch.

Gottschalk: Du hast den alten Adam quasi weggeworfen. Die alten Adams-Hemden hoffentlich auch, die kommen mir nämlich nicht mehr ins Haus.

Jauch: Ein bischen mach ich das ja auch für dich, muss ich gestehen.

Gottschalk: Danke. Aber jetzt sieht man mal, wie du aussehen könntest. Morgen schlag ich dann aber wieder zu. Da nützt dir dein poppiges T-Shirt überhaupt nichts mehr.

Weitere Ausschnitte hören Sie auf http://mdl.br-online.de/multimedia/eventbox/?20090114_gottschalk-radioshow

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GOTTSCHALK JAUCH

Quelle: AP

1989 ist mit der Sendung und dem Gequassel der beiden Schluss: Für Thomas Gottschalk ist der BR-Rundfunkrat und dessen Programm einfach "zu prüde". Gegen Ende des Jahres kehrt er der Radiowelt den Rücken zu - kurz darauf ergreift auch Günther Jauch die Flucht.

Am 1. April feiert der Radiosender Bayern 3 nun seinen 40. Geburtstag. Alle Versuche des BR, die erfolgreichen Moderatoren noch einmal für sich zu gewinnen, blieben bisher erfolglos. Die beiden fühlen sich offensichtlich im Fernsehen wohler. Während Jauch durch die Sendung stern TV und seit 1999 vor allem durch Wer wird Millionär? bei RTL bekannt wurde, moderierte Gottschalk zahlreiche TV-Shows und findet als Moderator vor allem bei Wetten, dass ..? große Beliebtheit.

Gemeinsame Fernsehauftritte, wie hier bei einer Wetten, dass ..? - Folge von 2001, werden zwar bald zur Seltenheit. Doch wenn Thomas Gottschalk im Sommer mit seiner Moderation bei der Wettsendung aufhört, hätte er vielleicht wieder etwas Zeit und Muße für das Radio - Die Hörer wären sicherlich begeistert.

© Text: Franca Forth/sueddeutsche.de/fort/berr/bgr
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