Seit 100 Jahren prangen auf dem rot umrandeten Cover des Time-Magazins Berühmtheiten, große Ereignisse oder die jährlich gewählten einflussreichsten "Personen des Jahres". Dass sich im 101. Jahr des Bestehens nun ein Heft speziell auch an die Latino-Community in den USA richtet, ist durchaus eine kleine Sensation. Erstmals ist die Titelseite der aktuellen Ausgabe komplett auf Spanisch.
Zu Ostern ziert ein "böses Häschen" dieses Heft. Zumindest jemand, der sich so nennt: Benito Antonio Martínez Ocasio aus Puerto Rico, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Bad Bunny. Der Mann ist ein Weltstar: Drei Jahre in Folge führt der 29-Jährige, der auf Spanisch singt und rappt, bereits die globalen Streaming-Charts an. Seit er 2018 das erste Mal im Schlepptau von Rapperin Cardi B mit "I Like It" in die Top Ten der Billboard Hot 100 sprang, ist er auch in den USA eine Größe.
Nicht nur musikalisch überschreitet Bad Bunny Grenzen. Er lässt sich weder in ein starres Genre noch in stereotype Männlichkeitsbilder pressen. Er wolle seine Heterosexualität nicht definieren lassen, wie er sich auf der Bühne präsentiert, erklärte er selbst einmal. Einen männlichen Tänzer küssen, sich als Drag-Queen zeigen, kein großes Ding. Sängerkollege Ricky Martin bezeichnete ihn bereits als "Ikone für die queere Latino-Community". Und nicht erst das Time-Magazin stellte fest, dass Bad Bunny damit zu einem der besten Werbeträger für all die Medienunternehmen avanciert ist, die sich einen jungen, diversen Anstrich geben wollen. Selbst Hollywood soll bereits überlegt haben, Bad Bunny als ersten Latino-Marvel-Held debütieren zu lassen.

Sänger Bad Bunny:Der Weltrekordhalter
Bad Bunny war drei Jahre in Folge der erfolgreichste Sänger weltweit. Trotzdem kann man ihn hier gut nicht kennen. Über einen, der die Relevanz im Pop verschiebt.
Dass er in diesem Jahr mit seinem Song "El Apagón" die Grammys eröffnen durfte, wäre da höchstens noch eine Randnotiz - wäre es nicht zu einer kleinen Kontroverse gekommen. Während Bad Bunny sein Lied über den verheerenden Stromausfall von 2021 in seinem Heimatland performte, blendete der Sender nur diesen Untertitel ein: "[SINGING IN NON-ENGLISH]". Als der Künstler später selbst einen Grammy entgegennahm und sich zweisprachig bedankte, blendete man nur wieder ein: "[SPEAKING NON-ENGLISH]". Manchmal scheitern Diversität und Weltoffenheit schon bei der Spracherkennung.
Auch in Deutschland sind spanischsprachige Künstler in der medialen Öffentlichkeit selten. Deutsche Radios, die Titel "en español" höchstens zwischen Abifete und Septemberanfang spielen, räumten Bad Bunny bislang nicht mal einen richtigen Sommerhit ein. Aber auch das könnte sich bald ändern: An diesem Freitag startet das Coachella, eines der berühmtesten Musikfestivals der Welt - mit dem Puerto-Ricaner als Headliner. 2023 ist das Jahr des Hasen.