Aus für Reality-Show:Sat.1 bricht "Newtopia" ab

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Die Scheune wird geschlossen: Sat.1 beendet Newtopia. (Foto: dpa)
  • Sat.1 beendet das Reality-TV-Experiment Newtopia nach fünf Monaten.
  • Zuletzt betrug die Quote nicht einmal mehr sechs Prozent in der werberelevanten Zielgruppe.
  • Außerdem hatte es Vorwürfe gegeben, das Format sei gescriptet.

Gescheitert? Ja. Aber auch in der Pressemitteilung, die das Ende von Newtopia verkündet, zeigt sich Sat.1 noch vom Konzept überzeugt: Am Freitag gehe das "größte Experiment der TV-Geschichte" zu Ende, heißt es da. Man habe viel "Herzblut, Sendezeit und Ideen" in die Fortsetzung des angezählten Formates gesteckt, erklärt Sat.1-Geschäftsführer Nicolas Paalzow, "leider ohne den erhofften Erfolg".

Reality-TV ohne Regeln - das war die Grundidee von Newtopia. Ende Februar waren 15 "Pioniere" in eine Scheune im brandenburgischen Königs Wusterhausen eingezogen. Sie sollten dort zwischen 25 Hühnern, zwei Kühen und mehr als 100 Kameras sowie fast 60 Mikrofonen ihre eigene Gesellschaftsordnung aushandeln. Doch die Reality-TV-Revolution war gar keine, wie sich dann im April herausstellte.

Im Internet-Livestream zur Sendung war zu sehen, wie eine Mitarbeiterin der Produktionsfirma den Kandidaten erklärte, dass es "immer wieder Wünsche" an sie gebe, täglich telefoniere sie mit Produzent John de Mol. De Mol hatte seinerzeit mit Big Brother das erste Reality-TV-Format ins deutsche Fernsehen gebracht. Nach Bekanntwerden der Absprache schaltete Sat.1 den Livekanal zwischenzeitlich ab.

Zu wenige Zuschauer, scripted reality hin oder her

Anschließend versuchten Produktionsfirma und Sender den Neuanfang: Kandidaten wurden ausgetauscht, das Konzept dem anderer Reality-TV-Formate angepasst. Der Ärger blieb. Denn damit, dass sie sich nun gegenseitig für den Rauswurf nominieren sollten, wollten sich einige Scheunenbewohner nicht abfinden. Sie drohten, Newtopia geschlossen zu verlassen. Abermals wurde das Livestream-Bild - Kostenpunkt für ein Abo: 3,99 Euro pro Monat - für einige Stunden schwarz.

Wie nach den Fake-Vorwürfen ging es auch diesmal weiter - doch das Grundproblem blieb: Zu wenige Menschen wollten den vermeintlichen Pionieren auf dem brandenburgischen Acker zusehen, Scripted Reality hin oder her. Nachdem zu Beginn immerhin noch 2,8 Millionen Menschen einschalteten, waren es zuletzt nur noch etwa eine Million Zuschauer. Ausgerechnet am Ausstrahlungstag der 100. Folge erreichte die Quote in der werberelevanten Zielgruppe einen Tiefstwert: 5,3 Prozent Marktanteil.

© SZ vom 21.07.2015/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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