"Aus der Haut":Mit Schampus

Mama weint, Papa trinkt: Ein sehr hübscher ARD-Film erzählt vom Outing eines Schülers und den Folgen für die Familie.

Von Katharina Riehl

Neben den sehr vielen Krimis im deutschen Fernsehen hat sich in den vergangenen Jahren ein weiteres öffentlich-rechtliches Lieblingsgenre entwickelt: der Problemfilm. Da werden dann, gerne in der ARD am Mittwochabend, Dinge wie Alkoholismus oder Jugendgewalt zu Spielfilmen verarbeitet, was fast immer ein ehrenwertes Anliegen ist, aber oft sehr langweilige Fernsehabende zur Folge hat. Filme wie Homevideo über Internetmobbing, der im Jahr 2012 den Grimme-Preis gewann, sind die eher seltenen Beispiele dafür, dass man problematische Themen filmisch durchaus ansehnlich umsetzen kann.

Von Jan Braren, dem Drehbuchautor von Homevideo, stammt nun auch der Film Aus der Haut, der im Sommer auf dem Münchner Filmfest Premiere hatte. Er erzählt die Geschichte von Milan, einem 17-jährigen Schüler, der gerade dabei ist herauszufinden, dass er schwul ist. An einem Abend mit viel Alkohol und ein paar Joints versucht er seinen besten Freund zu küssen. Als dieser ihn heftig zurückweist, steigt Milan ins Auto seines Vaters und versucht sich umzubringen. Seine Eltern (Claudia Michelsen und Johann von Bülow), deren Alltag schon seit Jahren vor allem von der schwierigen Psyche ihres Sohnes bestimmt wird, sind so wütend wie verzweiflet wie ratlos. Als Milan sich ihnen gegenüber endlich zu seiner Homosexualität bekennt, haben sie endlich eine Antwort. Und plötzlich Platz für die Fragen ihres eigenen Lebens.

Aus der Haut

Wer bin ich? Milan (Merlin Rose) ist schwul und will es nicht sagen.

(Foto: MDR/UFA)

Aus der Haut (Regie: Stefan Schaller) ist ein ganz wunderbarer Film, wegen seines Hauptdarstellers Merlin Rose, wegen der völlig unalbernen Dialoge und wegen Szenen wie der mit dem Outing auf der Wohnzimmercouch. Milan sagt: "Ich bin schwul", Mama weint und Papa holt die Champagnerflasche für besondere Anlässe aus der Küche. Zwei Gläser braucht er dann aber schon.

Aus der Haut, ARD, 20.15 Uhr.

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