Österreich:Rechtes Portal will nach Deutschland expandieren

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"Alternativ und unabhängig": Wiener Querdenkerszene, der das Portal AUF1 aus der Seele spricht. (Foto: Tobias Steinmaurer/imago images/photosteinmaurer.co)

Das Medienportal AUF1 wurde in Oberösterreich gegründet. Nun will es mit seinen Verschwörungsgeschichten auch in Deutschland Fuß fassen. Wer dahinter steht.

Von Cathrin Kahlweit

Das Medienportal AUF1 bezeichnet sich selbst als "alternatives, unabhängiges Fernsehen, Kanal 1" (der Name ist aus den Anfangsbuchstaben zusammengesetzt). Wer auf der Onlineplattform anschaut, was da unter "Nachrichten" läuft, hört viel über "die Corona-Lüge", über "Systemmedien" und den "great reset" - also das, was Verschwörungsanhänger als Unterwanderung der Gesellschaft durch die globale Finanzelite bezeichnen. Demnach ist die Studie einer grünen Stiftung über demokratiefeindliche Medien "Überwachung" und "Zensurprojekt" zugleich. Der "Corona-Pandemie-Schwindel" lässt sich etwa anhand von PCR-Tests beweisen, die gesunden Menschen ohne Symptome weismachen, sie seien krank. Und im Ukraine-Krieg wollen "linke Ideologen" "andere verheizen" - diese "Ideologen" sind demnach jene "Großmäuler und Schaumschläger", die bisher "unsere Vorfahren, die für ihr Land gekämpft haben, pauschal als 'Mörder' verunglimpft" und "stattdessen weichgespülte, metrosexuelle Wattemänner und Transvestiten" bejubelt haben.

Die Online-Plattform, die ihren Ursprung in Oberösterreich hat, wird von dem rechten Corona-Leugner Stefan Magnet geleitet. Magnet ist Inhaber einer rechten Werbeagentur, die durchaus auch schon von der Landesregierung in Linz Aufträge bekommen hat, und er hat in Neonazi-Kreisen verkehrt. Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) nennt ihn einen "relevanten Kopf der extremen Rechten". Nun will Magnet mit AUF1, das über Youtube und Telegram sowie den Lokalsender RTV verbreitet wird, auch in Deutschland expandieren. RTV kooperiert, wie AUF1, mit Info-Direkt, einem russlandfreundlichen, FPÖ-nahen "Magazin für Patrioten".

Kriterien wie journalistische Sorgfaltspflicht oder Objektivität sind bei internetbasierten Medien kaum einklagbar

Demnächst also soll es eine feste Redaktion in Berlin geben, die wiederum Martin Müller-Mertens leiten soll. Der war bisher TV-Chef des rechtsextremen Magazins "Compact". In einem Interview, das Magnet mit Müller-Mertens zeigt, wird angekündigt, man verlege den "Schwerpunkt der Berichterstattung zunehmend nach Deutschland" und wolle denen eine Stimme geben, die bei den "etablierten Medien weggeschnitten werden". Das sei aber erst der Beginn, "wir haben noch Großes vor", so Magnet. Es gebe immer mehr Widerstand gegen die "Corona-Diktatur", ergänzt Müller-Mertens, diese Menschen wolle man mit "freien" Informationen versorgen.

Auch schon bisher waren Kameras von AUF1, das die Zeit "als gemeinsames Projekt der extremen Rechten und der Querdenkerszene" bezeichnet, immer wieder in Berlin zu sehen. Ein fälschlicherweise "Impfbus" genanntes Propaganda-Mobil für Corona-Leugner ist vor allem in Norddeutschland unterwegs. Medienexperten vermuten, dass die Finanzierung für das Projekt - nach dem Verbot des Moskauer Propagandasenders RT, der vergleichbare Programminhalte verbreitet hatte -, auch aus russischen Quellen stammen könnte.

In Österreich hat die Medienbehörde Komm Austria das Programm von AUF1.at und RTV geprüft. Auf Nachfrage bei der Behörde heißt es, AUF1 sei formal kein TV-Sender, auch wenn er sich so nenne, sondern ein "Abrufdienst", deshalb habe man rechtlich keine Handhabe. Kriterien wie journalistische Sorgfaltspflicht oder Objektivität sind bei internetbasierten Medien bekanntlich kaum einklagbar.

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