Nachruf:Arved Birnbaum ist gestorben

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"Das Leben ist ein ständiger Lernprozess" - Arved Birnbaum 2018.

(Foto: Andreas Rentz/Getty Images)

Er hatte schauspielerische Größe, war voller Charisma und engagierte sich sozial. Nun ist Arved Birnbaum im Alter von 59 Jahren gestorben.

Von Clara Meyer

Seinen Erfolg hat Arved Birnbaum drei Menschen zu verdanken: seiner Schwester, die ihn heimlich an einer Schauspielschule anmeldete, dem Regisseur Dominik Graf, der ihn immer wieder für seine Produktionen besetzte, und letztlich sich selbst, seinem Talent.

So war Birnbaum beispielsweise in Grafs Krimiserie Im Angesicht des Verbrechens zu sehen, als LKA-Abteilungsleiter. Seine Ermittlerrollen in Grafs Thrillern machten ihn bekannt. Und auch im Kölner Tatort spielte er mit der Rolle des Hauptmeister Obst einen Polizisten. Ansonsten wurde er eher für dubiose Rollen eingesetzt: Als Neonazi Hartung in der Lindenstraße, als hinterhältiger Weinhändler in der Thriller-Serie Weinberg, oder zuletzt als zwielichtiger Tierhändler in der im August dieses Jahres ausgestrahlten ZDF-Produktion Ein Fall für Zwei.

"Er ist ein großartiger Charakterdarsteller, der aus einer einfachen Nebenrolle eine Hauptrolle macht", sagte Dominik Graf über ihn

Dass Birnbaum, 1962 in der Lausitz geboren, eine prägende Rolle in der deutschen Fernsehlandschaft einnahm, verdankt er aber eben auch sich selbst, seinem Fleiß und seinem Talent. Mit 28 Jahren krempelte der gelernte Schlosser und Elektriker sein Leben um und wagte einen Neustart, alles für seinen großen Traum der Schauspielerei. "Das Leben ist ein ständiger Lernprozess - man kann alles schaffen, wenn man nur will", war sein Lebensmotto. Denn trotz einiger Tiefen schaffte er es. Die Hans-Otto-Schauspielschule in Leipzig, an der seine Schwester ihn anmeldete, lehnte ihn zwar ab, das Ganze verdeutlichte ihm aber seinen Herzenswunsch. An der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch klappte es dann. Nach der Ausbildung spielte er zunächst am Theater, in Stuttgart, Essen und Oberhausen. 2008 noch einmal im Theater im Bauturm in seiner Wahlheimat Köln. Ende der 90er wechselte er in die Film- und Fernsehbranche. Für seine Rollen wurde er mehrfach mit dem Grimme-Preis, für Im Angesicht des Verbrechens mit dem deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet.

Was er einst selbst erlernte, gab er seinen Schülern weiter. Am Schauspielzentrum Köln, das er bis zuletzt leitete. "Schauspiel ist immer mehr als das bloße Abbilden von Figuren in einem Stück oder einem Film. Um eine Rolle richtig spielen zu können, muss diese verstanden und mit Leben gefüllt werden", wird er auf der Website der Schule zitiert. Eine Devise, der er in allen seiner Rollen folgte. Dominik Graf sagte einst über ihn: "Er ist ein großartiger Charakterdarsteller, der aus einer einfachen Nebenrolle eine Hauptrolle macht." Neben seinem Talent prägte ihn nicht zuletzt auch seine soziale Ader. 2006 gründete er gemeinsam mit seiner Frau Sabine den Verein "Corpus e.V.", um Theaterprojekte für behinderte Menschen, Jugendliche und Kinder erlebbar zu machen. Am Sonntag bereits ist Birnbaum nach kurzer, schwerer Krankheit im Kölner Uniklinikum gestorben.

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