Arte zeigt "Simon Templar":Postkoitale Coolness

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Auf Arte läuft die Detektiv-Serie "Simon Templar" von 1962 - eine schöne Abwechslung im allgemeinen Serienfieber. Mit großartig ironischem Charme. Roger Moores Sprüche ersetzen alle Special Effects - sogar in der deutschen Übersetzung.

Jan Füchtjohann

Es war in letzter Zeit viel von den neuen amerikanischen Serien die Rede, von so meisterlichen Gesellschaftsromanen wie The Wire oder Breaking Bad. Nur leider ist dieses anspruchsvolle Fernsehen der Gegenwart in Deutschland kaum zu sehen - und wenn, dann allenfalls im Nischen-TV.

Schon der Titel ist eine kleine Zeitreise: "Simon Templar und die Kiste voll Diamanten". Die hübsche Sekretärin Barbara Sinclair (Jemma Hyde) scheint den Hobby-Detektiv Simon Templar (Roger Moore) um den Finger zu wickeln. Aber welche Rolle spielt sie in dem Diamantenraub? (Foto: Bild: ARTE)

Arte hatte die ersten zwei Staffeln von Breaking Bad im Programm und zeigt nun ein tolles Stück Vergangenheit: 21 schwarz-weiße Folgen der britischen Gentleman-Detektivserie Simon Templar von 1962.

Templar ist eine Art James Bond ohne Superschurken und Gimmicks, wenn man von seinem weißen Volvo P1800 absieht. Gespielt wurde er von Roger Moore, der sich in dieser Rolle schon mal an ein Leben als Luxus-Abenteurer und Frauen-Schwarm gewöhnte. Dass die putzige Verbrecherwelt Templar im Englischen ehrfürchtig The Saint (den Heiligen) nennt - so lautet auch der Originaltitel -, liegt an dessen Initialen S.T. Das ist auch angesichts von Moores post-koitaler Coolness im Umgang mit den Damen ironisch zu verstehen.

Überhaupt hat die Serie einen großartig ironischen Charme: Wie Templar am Anfang immer direkt mit dem Publikum spricht, als seien wir alte Vertraute. Wie dann jedes Mal irgendwer erklärt, das sei doch "der berühmte Simon Templar" - in der Originalfassung blickt Moore in diesen Momenten in die Kamera, und über seinem Kopf erscheint ein Heiligenschein, was dem deutschen Fernsehen irgendwie zu heikel erschien.

Oder die Idee, Templar durch die ganze Welt reisen zu lassen, ohne kaum je die Studios in Hertfordshire zu verlassen, was zu herrlichen Hintergrundgemälden und Rückprojektionen führt. So wird die Käsigkeit des damals noch jungen Mediums dermaßen auf die Spitze getrieben, dass sie plötzlich witzig und smart erscheint.

Und James Bond bestellt ein Bier

Dazu kommt das perfekt austarierte Missverhältnis von einerseits zu viel, andererseits zu wenig Information: Wer Simon Templar ist und wie er sich sein Leben als Hobby-Detektiv leistet ("Ich weiß nicht, was es kostet, hier sind 3000 Franken"), wird nie erklärt. Andererseits lassen sich Gangster durch kleine Tricks zu vollständigen Geständnissen hinreißen: "Du hast gewusst das Filippo umgebracht wird, nicht wahr?" - "Sicher habe ich das, was dachtest Du denn?"

Es gibt also viel Anlass zur Nostalgie. Womit nicht nur jene Augenblicke gemeint sind, in denen sich der Held im Flugzeug erst einmal einen Cocktail bestellt und eine Zigarette anzündet. Sondern eher der Anstand, mit dem großen Serien aus dem Ausland damals noch begegnet wurde: Im eigens hergestellten Abspann steht "Das war . . ." und "Es spielten . . .". Und weil man wohl wusste, dass einige Witze aus dem Original versaut wurden, erfand man zum Ausgleich wenigsten neue: "Was wollen Sie trinken", fragt ein Barkeeper: "Einen Manhattan, ich mixe ihn selber?" - "Nein", antwortet Templar, "ein Glas Bier vom Fass, warm, schal, nahrhaft, mit einem Wort: typisch englisch."

Simon Templar, von diesen Montag an, immer wochentags 17 Uhr, 21 Folgen.

© SZ vom 05.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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