Neues Programmschema:Arte umwirbt Dokumentarfilmer

Verbale Umarmung einer ganzen Branche: Arte verteidigt sein neues Programmschema gegen die Kritik, der Sender könnte zu populär werden.

René Martens

Für die Präsentation des neuen Programmschemas am Montag in Hamburg schien sich Arte vor allem ein Ziel gesetzt zu haben: Den Dokumentarfilmern der Republik sollte warm ums Herz werden. Arte sei weiterhin der Sender der Autoren, das gehöre zu den "Basics" des Unternehmens, sagte Programmdirektor Christoph Hauser, und diese Botschaft wurde sinngemäß ziemlich oft wiederholt an diesem Vormittag. Man zeige mehr Dokumentationen als je zuvor, es gebe 80 Stunden dokumentarische Erstausstrahlungen mehr als 2011, rechnete Hauser vor.

Jahres-Pk Fernsehsender Arte

Mehr Dokumentationen als je zuvor: Arte stellte die Programm-Highlights für das Jahr 2012 vor.

(Foto: dpa)

Wird der Sender zu populär?

Grund für die verbale Umarmung einer ganzen Branche war die vorab von der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (AG Dok) geäußerte Kritik am künftigen Programmschema. Der Interessenverband befürchtet, Arte werde sich allzu populär ausrichten und stützt sich auf interne Papiere des deutsch-französischen Kulturkanals - dort heißt es etwa, "der Ton" des Programms müsse "freundlicher, emotionaler und zugänglicher werden". Programmdirektor Hauser hielt am Montag nun dagegen, es sei vor allem aus "Sendeplatzbeschreibungen" zitiert worden, die lediglich als "Orientierungsrahmen für die Redaktion" dienten.

Im Zentrum der Programmreform steht die Aufwertung des Tagesprogramms durch zusätzliche Erstausstrahlungen. Arte reagiert damit darauf, dass etwa in Frankreich das Zuschauerpotential am späten Nachmittag höher ist als am späten Abend. Sonntagvormittag gibt es künftig ein "Kulturgespräch", am Nachmittag folgen diverse kulturelle Formate. Des Weiteren setzt man mit einem neu gestalteten Programmschema auf eine größere Übersichtlichkeit. Ein nach Wochentagen klar gegliedertes Programm solle dem Zuschauer eine bessere Orientierung bieten, so Hauser.

Als Programm-Highlight des Senders im kommenden Jahr wurde unter anderem die dritte Staffel der irisch-britischen Historien-Serie Die Tudors genannt. Zu den ambitionierten Großprojekten gehört mittelfristig die Dokumentation 24 h Jerusalem, die der Bayerische Rundfunk für Arte vorbereitet. Analog zum 2009 gesendeten Programm-Marathon 24 h Berlin wird Arte möglicherweise dafür einen ganzen Tag lang sein Programm freiräumen.

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