Arte:Ordnung, bitte

Der deutsch-französische Sender räumt sein Programm um. Vor allem bei der Nachrichtensendung am Abend "Arte Journal" und der Berichterstattung zu aktuellen politischen Fragen müssen sich die Zuschauer an neue Zeiten gewöhnen.

Von Angelika Slavik

Öffentlich-rechtliche Fernsehsender müssen ihre Existenz ja laufend rechtfertigen, aber es kommt selten vor, dass jemand das auch so ausdrücklich tut wie der Präsident des deutsch-französischen Senders Arte am Montag in Hamburg. 2017 werde ein spannendes Jahr, sagte Peter Boudgoust, "für Deutschland, für Frankreich, für Europa, für die Welt". Deshalb brauche es Arte, um umfassend zu informieren "in diesem vermeintlich postfaktischen Zeitalter".

Auf etwa ein Prozent Marktanteil kam der Sender im vergangenen Jahr in Deutschland, in Frankreich waren es 2,3 Prozent. In der Hoffnung, die Zuschauerzahlen zu steigern, räumt Arte nun auf: Künftig soll das Programm stärker nach inhaltlichen Blöcken strukturiert werden. Der Sonntag werde vor allem auf Kulturinteressierte ausgerichtet, das Programm am Samstag soll sich im Gegenzug aktuellen politischen Fragen zuwenden. Auch während der Woche wird umstrukturiert: Der Vorabend ist von Mitte März an als Informationsblock konzipiert. Im Zentrum steht das neue Format Re:, das täglich von 19.45 Uhr bis 20.15 Uhr läuft. Die Sendung wolle "klassische Reportagen" über den Alltag der Menschen in Europa bringen - von der vermeintlichen französischen Vorzeigemutter bis zum Hausbesetzer in Barcelona. Zuvor läuft das Arte Journal, das um 19.20 Uhr beginnt - zehn Minuten später als bisher. Von der neuen Platzierung erhoffen sich die Programmverantwortlichen viel: Die Sendung laufe dann zwischen den beiden wichtigsten deutschen Abendnachrichten, heute (ZDF) und Tagesschau (ARD) und könne damit eine ideale, weniger auf die deutsche Perspektive beschränkte Ergänzung sein, glauben sie.

Auch in der Kulturberichterstattung gibt es Neuerungen: Stadt, Land, Kunst stellt werktags um 13 Uhr Orte vor, die Künstler beeinflusst haben. Reiseberichte für Intellektuelle - das ist vielleicht kein programmierter Quotenknaller, aber wirklich mal was Anderes.

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