Arte-Dokumentation über die Monuments Men:Räuber und Retter

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Szenenbild aus Hitlers Madonna und die Retter der Raubkunst auf Arte. (Foto: © Fotoarchiv Bundesdenkmalamt Wien)

Sie waren das Vorbild für den Blockbuster mit George Clooney, nun zeigt Arte eine kluge Dokumentation über die Monuments Men. In "Hitlers Madonna und die Retter der Raubkunst" wird die Rettung des größtes Kunstschatzes, der je an einem Ort verwahrt wurde, minutiös nachgezeichnet.

Von Catrin Lorch

Es war der größte Kunstschatz, der je an einem Ort verwahrt wurde: Mehr als 6500 Kunstwerke, die Hitlers Kunsthändler für das geplante Führermuseum in Linz zusammengerafft hatten, lagerten in den letzten Jahren des zweiten Weltkriegs im österreichischen Ort Altaussee in einem Salzbergwerk. Dass deren Monuments Men - deren Geschichte gerade von George Clooney verfilmt wurde - überhaupt noch Kunst in den Stollen fanden, als sie einige Tage nach Kriegsende in dem abgegelegenen Tal eintrafen, ist allerdings eine vertrackte Geschichte, die mehr mit einem verdrehten Schwank zu tun hat, als mit einer Hollywood-Story.

Die Dokumentation Hitlers Madonna und die Retter der Raubkunst von Petra Dorrmann setzt mit dem Nero-Befehl ein - denn gefährlicher als die Bomben und Plünderungen der feindlichen Soldaten, war August Eigruber, der einzige Befehlshaber der Nazi-Nomenklatura, der tatsächlich Hitlers Kunstschätze - darunter Jan van Eycks Genter Altar und die Brügger Madonna von Michelangelo - lieber vernichten wollte, als sie den einmarschierenden Truppen auszuliefern. Er bereitete die Sprengung des Lagers vor.

In Clooneys Spielfilm ist die Auffindung des prominenten Werks Höhepunkt und Ende der Mission der Monuments Men. Doch tatsächlich hatten die Amerikaner die umliegenden Pässe noch längst nicht überquert, als die tonnenschweren Bomben in den Wald geschleift und die Eingangsstollen zur Sicherung der Schätze gesprengt wurden. Und als die Monuments Men eintreffen, präsentieren sich ihnen viele als Retter - der Direktor des Bergwerks genauso wie SS-Männer und ein berüchtigter Freiheitskämpfer, der Hitlers Kunstexperten vor Ort noch schnell gefälschte Ausweise der Widerstandsbewegung ausfertigt. George Stout, historisches Vorbild für die Rolle Clooneys, schrieb bald nach Hause, er "habe endgültig genug von all diesen Heuchlern, eitlen kriechenden Kröten überall", die nur auf Profit, Ruhm und vorteilhafte Positionen aus seien.

Dass es letztlich ein Trupp von Bergarbeitern war, der mit den Salzminen auch die Kunst vor der drohenden Zerstörung bewahrte, rekonstruiert die Dokumentation minutiös, die so zur sehenswerten Parabel wird: Weil der Mut der Bergarbeiter nun mehr ist als eine Fußnote der Kunstgeschichte, und weil sie nicht ausspart, dass sich das Schwarzweiß eines Frontverlauf, der sich in dem Tal so gründlich verknäuelt hatte, nach dem Happy End zu undurchdringlichem Grau verfilzt. Während Hitlers Kunstexperten nach dem Krieg über Wiener Museen herrschten, wurden nicht einmal die von den Nazis geplünderten Schätze der Bankiersfamilie Rothschild ordentlich zurückerstattet.

Hitlers Madonna und die Retter der Raubkunst, Arte, Mittwoch, 21.35 Uhr.

© SZ vom 26.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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