Arte-Doku:Was bringt Frauen ganz an die Spitze?

Arte-Doku: María Luisa de Contes hat es weit gebracht: bis zur Generalsekretärin und Chefjuristin von Renault Spanien.

María Luisa de Contes hat es weit gebracht: bis zur Generalsekretärin und Chefjuristin von Renault Spanien.

(Foto: Yousif Al-Chalabi/ARTE)

Die Filmemacherin Marita Neher porträtiert drei Top-Managerinnen aus drei Ländern und kommt erfreulicherweise ohne Moralkeule und Klischees aus.

Von Veronika Wulf

Auf den ersten Blick mag es erstaunen, dass eine Dokumentation über Topmanagerinnen in Zeiten der "Me Too"-Debatte ohne die Sexismus-Frage auskommt. Auf den zweiten Blick ist es konsequent. Denn hier soll es um die Frauen gehen, um ihre Ansichten, ihre Fähigkeiten, ihre Karriere. Nicht um die Männer, die ihnen dabei im Weg standen.

Anlässlich des Weltfrauentags am 8. März zeigt Arte eine knappe Woche lang Dokumentationen, Spielfilme und Porträts, gedreht von Regisseurinnen. In ihrer Doku Ich will! - Frauen im Topmanagement wirft die Filmemacherin Marita Neher einen Blick auf Frauen in der Führungsebene von Unternehmen in drei Ländern mit unterschiedlichen Voraussetzungen: In Frankreich gilt eine Frauenquote von 40 Prozent in Führungsgremien, in Deutschland sind es 30 Prozent in Aufsichtsräten und in Spanien gibt es gar keine.

Statt Statistiker, Psychologen oder Jobcoaches zu befragen, lässt Neher die sprechen, die am nächsten dran sind: die Topmanagerinnen selbst. Anka Wittenberg ist Senior Vice President von SAP Deutschland, Fanny Letier, Executive Director der Investitionsbank BPI France, und María Luisa de Contes, Generalsekretärin und Chefjuristin von Renault Spanien. Schön zu sehen, dass die Hauptprotagonistinnen nicht aus Branchen kommen, die als frauentypisch gelten. Und dass sie sehr verschieden sind: "Mein Führungsstil ist manchmal ein bisschen zu mütterlich", sagt die eine. "Ich ertrage es nicht, mich zu unterwerfen", die andere.

Neher begleitet die drei bei der Arbeit und auch privat, lässt sie die Ziele ihres Unternehmens bei der Frauenförderung präsentieren, die Lage in ihrem Land bewerten und ihre eigenen Fähigkeiten einschätzen. Auch CEOs und Headhunter kommen zu Wort, darunter einige Männer. Optisch dominieren in die Kamera sprechende Köpfe, Konferenzräume und Büros, was schnell redundant wird, sich bei dem Thema aber wohl kaum vermeiden lässt.

Der Film kommt erfreulicherweise ohne Moralkeule und Klischees aus

Anschaulich wird es, wenn die Renault-Generalsekretärin mit Mitarbeiterinnen aus der Produktion über Frauenförderung spricht, die SAP-Managerin in einer Besprechung Kollegen lobt oder die Tochter der berufstätigen Mutter sagt, dass sie nur selten zu Hause war. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist jedoch nur ein Aspekt unter vielen. Auch ein Ehemann kommt zu Wort und man kann sich fragen, ob das im Porträt eines männlichen Managers auch vorkäme. Andererseits: Vielleicht sollte es das, ist familiäre Unterstützung doch wichtig für jede Karriere.

Neher gelingt es jedenfalls, ohne Klischees, Moralkeule oder gar ungelenke Kameraschwenks über Frauenbeine, verschiedene Meinungen zum Thema zu präsentieren. Die Einordnung überlässt sie dem Zuschauer.

Ich will! - Frauen im Topmanagement, Arte, Dienstag, 20.15 Uhr.

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