Arte-Doku über River Phoenix:Steh mir bei

Too young to die: River Phoenix, der scheue Star

Somnambule Schönheit: der 1993 verstorbene River Phoenix.

(Foto: ZDF/Broadview TV)

Arte erzählt in der Reihe "Summer of the 90s" vom Leben des talentierten River Phoenix, der jung an einer Überdosis Drogen starb. Die Dokumentation erklärt, warum Phoenix tatsächlich mit James Dean vergleichbar ist.

Von Bernd Graff

Als River Phoenix in der Halloween-Nacht 1993 an der Überdosis eines Gemischs aus Kokain und Heroin starb, da war der 23-Jährige bereits eine der ausgereiftesten Schauspieler-Persönlichkeiten seiner Generation. Anders als der ältere, immer unsicher wirkende Weltenretter Keanu Reeves, mit dem er Gus van Sants Independent-Movie My Own Private Idaho im Alleingang schmiss (und dafür 1991 in Venedig mit der Coppa Volpi geehrt wurde), brilliert Phoenix in diesem Film mit einer psychologischen Tiefe, die überrascht.

Nirgends wird dieser schauspielerische Klassenunterschied so deutlich wie in seinem Erstling Stand by Me von Rob Reiner aus dem Jahr 1986. Hier trifft River Phoenix auf Kiefer Sutherland, der ist einige Jahre älter, im Film ist er sein Gegenspieler. Während Sutherland den Halbstarken eindimensional polternd und durchgängig mit nur einem verkniffenen Gesichtsausdruck darstellt, lässt Phoenix die wirren Gefühlsstürme und emotionalen Achterbahnen, die ein Präpubertierender erlebt, wie kaum unter der Oberfläche gebändigt durchscheinen. Das ist für einen da gerade mal 16-Jährigen in seiner ersten Film-Rolle eine absolut erstaunliche Leistung und auch einer der Gründe dafür, dass dieser Film zum Blockbuster wurde - und er Phoenix sofort zum Star machte.

Singen konnte er auch

Arte widmet diesem charismatischen Ausnahmetalent, das sich immer zuerst als Musiker verstand und die Schauspielerei nur als Brotberuf auffasste, in seiner Reihe Summer of the 90s ein fast einstündiges Feature. Zu Wort kommen hier vor allem seine Bandkollegen von Aleka's Attic, die sogar ein mit Phoenix' Filmgagen finanziertes Album einspielten, das nach dem Tod des Darstellers auf Wunsch seiner Familie jedoch nie veröffentlicht wurde. Doch trat die Band im Februar 1989 in New York bei dem von der Tierschutzorganisation Peta initiierten Benefizkonzert "Rock against Fur" auf. In den Ausschnitten, die Arte von dem Konzert zeigt, fällt auf: Singen konnte er, das Rockstar-Getue war Phoenix' Sache aber nicht.

In den über Jahre hinweg entstandenen Bildern, dem Coming of Age eines Superstars, die Jobst Knigge für seine Dokumentation zusammengetragen hat, erkennt man auch: Die androgyne, fast unwirkliche Schönheit des River Phoenix hatte immer etwas Somnambules. Und das, nicht nur der frühe Tod, macht ihn tatsächlich mit James Dean vergleichbar. Kein Wunder, dass Mickey Cottrell, der in My Own Private Idaho mitgespielt hat, von einer "Verlorenheit, Loveliness und Introvertiertheit" spricht, mit der sich die Jugend zu allen Zeiten identifizieren kann.

Too young to die, Arte, Samstag, 22.45 Uhr.

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