Am schönsten ist die Geschichte mit der Ziege. Da sitzt also Deutschlands erfolgreichster Popmusiker und spricht über Anton Corbijn: enger Freund, Fotograf, großer Künstler, Regisseur vieler Grönemeyer-Videos.
Es könnte eine andächtige Lobrede werden, aber Grönemeyer erzählt, wie er für ein Video wieder und wieder eine Ziege durch die Gegend tragen musste. "Frag ich ihn, wieso trag ich hier den ganzen Tag 'ne Ziege durch die Berge? Sagt er, Zeichen der Unschuld! Sag ich, ja dufte . . ." Und Grönemeyer lacht sich kaputt.
Einer von vielen schönen Momenten in dieser 52 Minuten langen Dokumentation, die vor allem deshalb funktioniert, weil Grönemeyer sich erkennbar wohlfühlt.
Hannes Rossacher, der berühmte österreichische Videoregisseur und Dokumentarfilmer, lässt ihm sein eigenes Tempo, lässt ihn erzählen. Was ganz gut ist, denn Grönemeyer erzählt deutlich besser als der Off-Sprecher, der ab und zu Sätze sagen muss wie: "Trotz seines Erfolges ist Grönemeyer Mensch geblieben."
Grönemeyer selbst aber blickt mit einer guten Mischung aus Reflexion und Selbstironie auf die Stationen seines Lebens, denkt nach, amüsiert sich und verfällt immer wieder in diesen breiten Ruhrpott-Ton, den sonst nur Leute zu hören kriegen, die ihn mal aus der Nähe erleben. Direkter, hemdsärmeliger: Der Anekdoten-Herbert ist anders als der Bühnen-Grönemeyer.
Schon viel erlebt - bis hin zur Seekrankheit
Ihn so zu sehen ist spannend auch für Zuschauer, die mit seinen Liedern vielleicht wenig anfangen können.
Rossacher kombiniert die Geschichten mit alten Aufnahmen - der Sänger erzählt von den heftigen Dreharbeiten zu Das Boot, von Seekrankheit und kotzenden Kollegen, dazu Bilder, in denen ihm das Wasser nur so um die Ohren spritzt.