ARD:Wenn er nichts zu sagen hat, schweigt er

#BECKMANN

Winfried Kretschmann (li.) im Gespräch mit Reinhold Beckmann.

(Foto: NDR/Beckground TV)

Wie nähert man sich einem Unnahbaren? Reinhold Beckmann besucht auf der schwäbischen Alb Winfried Kretschmann. Er entlockt dem Ministerpräsidenten aber nicht viel mehr als seine Krawattenvorlieben.

Von Josef Kelnberger

Winfried Kretschmann ist ein harter Brocken für jeden Interviewer, selbst Profis holen sich eine blutige Nase, wenn sie ihm zu nahe kommen. Da fragt also der Moderator Reinhold Beckmann, demonstrativ Frühlingsluft schnuppernd, den Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg in dessen heimischem Garten, ob das Zuhause ein Ruhepunkt für ihn sei. Kretschmann, Parka und Schal tragend, antwortet erst mal mit einer Miene, die sagt: Gefühlsduselei! Nicht mit mir! "Zuhause ist Zuhause", sagt er dann, "es heißt ja Zuhause, weil man da zu Hause ist und nicht woanders. Da muss man nicht was reindichten." Er gesteht noch zu, das Zuhause sei ein "Regenerationsraum". Sein Gesicht wirkt dabei wie ein Gesteinsbrocken von der Schwäbischen Alb.

Was für den Interviewer spricht: Er fängt zu grinsen an und blickt ganz kurz zur Seite, ins Off, wo vermutlich jemand steht, der ebenfalls grinst.

Der lächelnde Beckmann ist dem Unnahbaren dann doch recht nahe gekommen. "Winfried Kretschmann. Die Grünen und ihr unbequemer Ministerpräsident", so heißt die erste Folge einer neuen Staffel von #BECKMANN, der Reportagereihe im Ersten. Hashtag und Großbuchstaben sollen den Fernsehmann zur Marke machen. Aber in diesen 45 Minuten heißt die Marke eindeutig #KRETSCHMANN: Wenn er nichts zu sagen hat, schweigt er.

Und wenn er als alleiniger Spitzenkandidat der Grünen in die Bundestagswahl ginge?

Über mehrere Monate hinweg hat Beckmann den Ministerpräsidenten begleitet. Beim Wandern über die Alb, wo die beiden eine Stinkende Nieswurz bewundern. Bei der Fasnet in Riedlingen, wo Kretschmann eine merkwürdige Mütze trägt und noch merkwürdigere Sachen isst. Beim Autogipfel, im Staatsministerium. Man erfährt, dass er oft zu wenig schläft, dass er kaum noch Zeit findet, zur Kirche zu gehen. Und dass er grün-schwarze Krawatten trägt, weil es grün-rote kaum zu kaufen gibt, höchstens die Vereinskrawatte des FC Augsburg, aber die mag er sich nicht umbinden. Persönliche Dinge, die tiefer gehen, wird Winfried Kretschmann nie preisgeben.

Das politische Thema dieser 45 Minuten: Warum kopieren die kriselnden Bundesgrünen nicht einfach den 30-Prozent-Kretschmann? Beckmann lässt mehrere Weggefährten Kretschmanns erklären, wieso das nicht geht. Weil der Schwabe nämlich die Parteilinke seit Jahrzehnten mit seiner unideologischen Politik verlässlich auf die Palme bringt. Was wäre, wenn Winfried Kretschmann als alleiniger Spitzenkandidat der Grünen in die Bundestagswahl ginge? "Die Sache ist entschieden", sagt Joschka Fischer mit offensichtlichem Bedauern. "Da können wir lange spekulieren, was wäre, wenn Winfried Kretschmann auf dem Berge Sinai neue Tontafeln erhalten würde."

#BECKMANN, ARD, 23 Uhr.

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