ARD-Thriller "Das Jerusalem-Syndrom":Verworren im Heiligen Land

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Maria (Leonie Benesch) und Peter (Clemens Schick) in den Straßen Jerusalems. (Foto: SWR/Vered Adir)

Eine junge Deutsche namens Maria glaubt, die Mutter Gottes zu sein: In dem unterhaltsamen Fernsehthriller "Das Jerusalem-Syndrom" erzählen Oliver Berben und Dror Zahavi von Religion und Wahnsinn. Das klingt trotzdem ein bisschen nach "Traumschiff".

Von Katharina Riehl

Die Jungfrau Maria erwartet ein Kind, und wenn sie es in Bethlehem zur Welt gebracht hat, dann endet diese Weihnachtsgeschichte nicht mit frohlockenden Engeln. In dieser Geschichte wird der liebe Gott die Stadt Jerusalem nach der Geburt des Heilands mit einem Feuer von all den Ungläubigen befreien. Und wenn der liebe Gott das Feuer nicht selber legt, dann muss man eben ein bisschen nachhelfen.

Religiöser Fanatismus in Jerusalem ist kein ganz unproblematisches Thema für einen deutschen Fernsehfilm, zumindest eines mit vielen möglichen Empfindlichkeiten. Für diese vorweihnachtliche ARD-Verschwörungskiste hat man sich deshalb sicherheitshalber dafür entschieden, von fanatischen Christen zu erzählen.

Die heilige Maria der Wahnvorstellung

Der Film Das Jerusalem-Syndrom erzählt von einer christlichen Sekte, die sich in einem hübschen Gartenhaus in Jerusalem eingerichtet hat. Eine junge Deutsche, die praktischerweise schon vor der göttlichen Empfängnis den Namen Maria trägt (Leonie Benesch) verfällt dem Wahn, die Mutter Gottes zu sein, diese Art von Wahnvorstellungen, das Jerusalem-Syndrom, gibt es in der Stadt tatsächlich immer mal wieder: Angesichts der heiligen Stätten bilden Menschen sich ein, selbst ein bisschen heilig zu sein. Produzent Oliver Berben und Regisseur Dror Zahavi haben daraus einen Fernsehthriller gebaut, den niemand ansehen sollte, der Dan Brown intellektuell für nicht satisfaktionsfähig hält.

Dror Zahavi hat schon viele Fernsehfilme gedreht, doch erst in den vergangenen Jahren hat man ihn als Verarbeiter von Themen mit Israelbezug entdeckt. Er verfilmte das Olympia-Attentat auf israelische Athleten in München 72 und führte Regie bei Mein Leben - Marcel Reich-Ranicki. Ruft man ihn an dieser Tage, dann erzählt er, wie er und Berben auf die Idee zu dem Film gekommen seien.

Sie wollten gerne in Israel drehen, sagt er, "aber keinen Film über den Holocaust machen und keinen über den israelisch-palästinensischen Konflikt. Was als Thema blieb, ist die Mystik." Und das Thema sei durchaus aktuell, weil der religiöse Fanatismus in Jerusalem sich zuspitze. Ein bisschen nach Traumschiff klingt das trotzdem, wo man ja auch Geschichten möglichst effektvoll vor eine exotische Tapete montiert.

Die ganze Geschichte ergibt trotz aller Handlungsklöpse, die man schluckt, am Ende einen unterhaltsamen Film - was Zahavi so kommentiert, dass unterhaltsam in Deutschland ja meistens nichts Gutes bedeute. Auch so ein Thema mit Empfindlichkeiten.

Das Jerusalem-Syndrom , ARD, 20.15 Uhr.

© SZ vom 11.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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