ARD sucht "Sportschau"-Moderatoren:Hinter Lierhaus

Der ARD-Sportmoderator Claus Lufen ersetzte zwei Jahre lang Monica Lierhaus in der "Sportschau". Nun will der Sender zwei neue Moderatoren ausprobieren. Zählt Lufen nicht mehr zu den Stammkräften?

Christopher Keil

Es gibt ja immer auch die Geschichte hinter einer Geschichte. Die Geschichte ist in diesem Fall die Geschichte von Monica Lierhaus, die im Januar 2009 während einer Operation ins Koma fiel, die im Februar 2011 bei der Goldenen Kamera überraschend auf die Bühne zurückkehrte, allerdings bestenfalls halbwegs gesund, die ihrem Freund auf der Bühne einen Heiratsantrag machte und die täglich darum kämpft, wieder selbständig leben zu können.

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Zu Ostern informierte die Sportkoordination der ARD mit Sitz in München darüber, dass in der Sonntags-Sportschau künftig zwei neue Moderatoren ausprobiert werden - Der eine Neue heißt Bommes, der andere Kindermann.

Die Geschichte dahinter wäre angesichts des Schicksals davor kaum der Rede wert - hätte nicht die ARD selbst durch eine Panne dafür gesorgt, dass man sich mit ihr beschäftigen muss. Die Geschichte dahinter ist die Geschichte des ARD-Sportmoderators Claus Lufen, 44, der Monica Lierhaus in der Samstags-Sportschau und auch bei der Fußball-WM vorigen Sommer in Südafrika ersetzte. Das heißt, er nahm die Position von Lierhaus ein, er machte das auf seine Weise - charmant, kenntnisreich, ein bisschen sehr locker manchmal - gut. Manchmal machte er es sehr gut. Er fiel nie negativ auf.

Die Geschichte dahinter begann erst jetzt, nicht schon vor zwei Jahren. Zu Ostern informierte die Sportkoordination der ARD mit Sitz in München darüber, dass in der Sonntags-Sportschau künftig zwei neue Moderatoren ausprobiert werden - auch dort ist Lufen aktiv, seit Jahren. Der eine Neue heißt Bommes, der andere Kindermann. Bommes klingt nach Durchschlagskraft, und tatsächlich war Bommes, Alexander, früher Handball-Profi. Er trat für Dormagen und Gummersbach in der Bundesliga an, studierte später Jura, wurde Torschützenkönig in der zweiten Liga und volontierte beim NDR. Bommes, 35, präsentiert beim NDR das Hamburg Journal, ein Wissensduell und den Sportclub. Er ist in der Wahrnehmung seiner Vorgesetzten ein Talent, vor allem aber in der Wahrnehmung des Sport-Koordinators Axel Balkausky, der offenbar (mit oder gegen Sportschau-Chef Steffen Simon?) entscheidet.

René Kindermann stammt aus der Lausitz, er arbeitet seit 13 Jahren für den MDR, er hat eine Homepage, die, sobald man sich auf sie klickt, seine Stimme aktiviert. Beim MDR präsentiert er den Sport im Osten und in der ARD das Boulevard-Magazin Brisant. Bommes und Kindermann, so vermeldete die ARD also nun, werden nach Ablauf der aktuellen Fußball-Bundesligasaison im Wechsel mit den Stammkräften Okka Gundel, Michael Antwerpes und Ralf Scholt sonntags durch die Sportschau führen. Die Frage die sich stellte war: Zählt Claus Lufen nicht mehr zu den Stammkräften?

An diesem Dienstag sprach ARD-Sportkoordinator Balkausky von einem bedauerlichen Kommunikationsfehler. Auch Lufen gehöre weiter zum Moderatoren-Team der Sportschau. Was eine weitere Frage aufwarf: Da Monica Lierhaus auf absehbare Zeit der Sportschau samstags nicht mehr zur Verfügung steht - müsste Lufen nicht ihr Nachfolger werden, der er praktisch seit zwei Jahren ist? Doch seine Bosse suchen.

Lufen ist seit 1992 beim WDR tätig, er wurde für die ARD als Reporter, Kommentator und Moderator bei Fußball, Tennis, Motorsport und Olympia eingesetzt. Er kann das am Samstag mit der Sportschau, für die das Erste ja so viel Geld zahlt. Er hat bewiesen, eine passende Ergänzung der prominenten Moderatoren Reinhold Beckmann und Gerhard Delling zu sein. Er ist, wenn man so will, der genuine Sportler der Fußball-Bundesliga-Sportschau am Samstag. Beckmann ist ja hauptsächlich in der Unterhaltung als Talkmaster tätig, Delling ist seit seiner Zeit mit Günter Netzer ein Markentitel.

Man weiß nicht, ob Bommes und Kindermann in der Sportschau bestehen. Sie fallen unter Nachwuchsförderung, obwohl sie keine reinen Sportjournalisten sind. Soll dagegen die Stelle am Samstag prominent besetzt werden? Vermutlich würde ARD-Programmdirektor Volker Herres am liebsten Anne Will reaktivieren. Eine Frau anstelle einer Frau: Will war die erste Frau, der man die Sportschau-Moderation zutraute (1999). Damit, dass sie aus dem Talk zurückkehrt, ist nicht zu rechnen. Vielleicht war es ja auch kein Versehen, dass Lufen im Team für die Sonntags-Sportschau fehlte.

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