ARD steht fortlaufend hinter "Gottschalk Live":Lehrstück über deutsche Fernsehunterhaltung

"Gottschalk Live" scheint die wichtigste Sendung im deutschen Fernsehen zu sein - egal ob jemand zuschaut oder nicht. Thomas Gottschalk bewegt die Nation - und nötigt die ARD-Intendanten zu Meldungen im Stundentakt.

Christopher Pramstaller

'Gottschalk live'

Hier geht es nicht um Quote, hier geht es um die Quintessenz der Frage, was Deutschland eigentlich im TV sehen will.

(Foto: dpa)

Wer "Gottschalk Live" lediglich als Fernsehformat betrachtet, begeht einen schweren Fehler. "Gottschalk Live" ist mehr, viel mehr sogar. "Gottschalk Live" ist ein nationales Medienereignis. Dass in der vergangenen Woche im Schnitt nur noch 1,51 Millionen Zuschauer eingeschaltet haben, so wenige wie nie seit dem Start des Formats, ist nur ein Randdetail. Wichtig sind ganz andere Fragen.

Wenn es um "Gottschalk Live" geht, zählt die Meta-Ebene. Wer es schafft, die ARD-Intendanten ständig zu Stellungnahmen zu veranlassen, ob das Format umgebaut, eingestellt oder doch ohne Vorbehalte unterstützt werden soll, der darf nicht an dem schnöden Detail gemessen werden, ob eingeschaltet wird oder nicht. Und in der Kategorie "Debatte" schlägt "Gottschalk Live" alles je Dagewesene.

Neuestes Beispiel ist das Dementi der ARD nach einem Bericht im Hamburger Abendblatt, der behauptet hatte, die ARD-Intendanten hätten sich in einer Schaltkonferenz für ein vorzeitiges Ende der Show ausgesprochen. Von einem vertraglich vereinbarten Sonderkündigungsrecht solle Gebrauch gemacht werden. Eine "überwältigende Mehrheit" der ARD-Intendanten sei bei der Schaltkonferenz dafür gewesen, "Gottschalk Live" mit der Sommerpause im Juni zu beenden, schreibt das Blatt.

Prompt folgte das Dementi: Der Senderverbund widersprach dem Bericht. ARD-Sprecher Stefan Wirtz stellte klar, dass die Intendanten am Montag in ihrer Schaltkonferenz "ausdrücklich keine Entscheidung getroffen hätten, die Sendung 'Gottschalk Live' zu beenden".

Der Star-Moderator darf also weitermachen und auf eine Art ist das auch gut so: Nie zuvor und wahrscheinlich auch nie mehr in Zukunft wurde und wird über eine Sendung so hitzig und intensiv debattiert werden. Hier geht es nicht um Quote, hier geht es um die Quintessenz der Frage, was Deutschland eigentlich im TV sehen will.

Gottschalk wird es weiter schwer haben, wenn so viele Köche in seinem Brei herumrühren, der gar nicht munden kann, wenn jeder Geschmack bedient werden soll. Ein Faszinosum bleibt die Sendung allemal, wenn sie in Echtzeit umgebaut wird. Ein Lehrstück über Deutschlands Fernsehlandschaft - dies und jenseits der Mattscheibe.

Gottschalk Live, Mo-Do, 19:20 Uhr im Ersten

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