Es gibt dieses Interview mit Rudolph Moshammer, da steht er in seinem Laden, dem "Carnaval de Venise" in der Münchner Maximilianstraße, er hat seinen allzeit beschleiften Yorkshire-Terrier Daisy auf dem Arm und sagt: "Wenn man Liebe kaufen muss, ist man am Ende." 1994 war das, Moshammers ausladende Haarpracht funkelte im Scheinwerferlicht.

ARD: Die großen Kriminalfälle:Rudolph Moshammer
Mit dem Film "Rudolph Moshammer - der einsame Tod des Modemachers" startet die ARD eine neue Staffel der "großen Kriminalfälle".
Elf Jahre später war der Modehändler, der immer Modekönig sein wollte, tatsächlich am Ende, mit einem Elektrokabel erdrosselt von einem Gelegenheits-Stricher. Im Leben war Moshammer ein Meister der Selbstinszenierung, doch erst im Tod kam er auf der ganz großen Bühne an: Im Januar 2005 blickte die Republik gebannt auf seine Villa in Grünwald, die nun ein Tatort war. Ein Land suchte einen Mörder.
Die Münchner Kripo suchte auch, das ist die Geschichte, die Danuta Harrich-Zandberg und Walter Harrich erzählen in ihrer Dokumentation Rudolph Moshammer - der einsame Tod des Modemachers. Es ist eine recht kurze Geschichte, gemessen zumindest an den vielen weit spektakuläreren Ermittlungen, derer sich die ARD in ihrer Reihe Die großen Kriminalfälle schon angenommen hat. Auf dem Tatkabel finden sich DNA-Spuren, eine passende DNA-Probe findet sich in der Datenbank der Polizei, die Polizei findet Herisch A., einen irakischen Asylbewerber, der den Mord rasch gesteht. Den Filmemachern lässt das Zeit, sich mit Moshammer selbst zu beschäftigen, mit jenem Doppelleben, das ihn nächtens immer wieder allein in seinem Rolls-Royce ins Münchner Rotlichtviertel führte.
Das Meiste, was der Zuschauer da in dramatischem Ton erfährt, ist natürlich nicht neu. Aber es ist berührend in seiner Unmittelbarkeit. Moshammers Hausarzt erzählt, wie sich der vermeintliche Liebling der Münchner Gesellschaft regelmäßig selbst bei ihm zum Sonntagsfrühstück einlud - als er anrief, stand er oft schon vor der Tür. Der Arzt berichtet auch vom maßlosen Misstrauen seines Patienten: Die Spritzen musste er stets in dessen Gegenwart aufziehen.
Die Wegbegleiter, die in der Dokumentation zu Wort kommen, erinnern sich mitfühlend eines zerrissenen Menschen, von dem vor allem eines bleiben wird: seine Stiftung für Obdachlose. Viele andere erinnern sich gar nicht mehr an Moshammer. Die Münchner Szene hat ihn vergessen, das hatte sich, wie der Film zeigt, schon auf der Beerdigung angedeutet. Die Münchner Society war großmehrheitlich verhindert, als ihr König auf dem Münchner Ostfriedhof zu Grabe getragen wurde. Skirennen in Kitzbühel ist nur einmal im Jahr.
Montagabend, 5. Juli: Die großen Kriminalfälle: Rudolph Moshammer - der einsame Tod des Modemachers, ARD, 21 Uhr.
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