ARD-Quiz:Quizgöttern auf den Fersen

Gefragt - Gejagt

Als Werktagsbespaßer in die ARD: Moderator Bommes.

(Foto: ARD/Uwe Ernst)

Bei der Show "Gefragt - Gejagt" treten Normalbelesene gegen Wissens-Leistungsportler an. Ein Selbstversuch.

Von Thomas Hahn

Die Quizshow Gefragt - Gejagt wird von Montag an kaum mehr zu übersehen sein fürs Vorabend-Publikum: Das Erste hat die NDR-Produktion von ihrem Stammplatz im Regionalprogramm weggeholt und als bundesweite Werktagsbespaßung platziert. Von Montag bis Freitag darf Moderator Alexander Bommes seine Gäste durch den Wissenswettkampf gegen einen ausgesuchten Quizspezialisten führen. Und weil das Format schon im NDR gute Quoten brachte, ist Bommes zuversichtlich: "Die Leute haben das in Scharen im Dritten geguckt, warum sollten sie das nicht im Ersten auch tun?"

Trotzdem hat der NDR seine Aufsteiger-Sendung noch mal bewerben wollen und sich dabei für eine Art Risiko-Marketing entschieden. Journalisten sollten das Quiz im Selbstversuch erleben, was tatsächlich ein Wagnis war für Bommes und den NDR.

Ein gewisses Frustrationspotenzial ist dann auch tatsächlich nicht zu leugnen gewesen beim Spiel in der eleganten rot-blau-schwarzen Lichtkulisse im Atelier 5 von Studio Hamburg. Gab es nicht mal Zeiten, in denen man mit spielerischer Leichtigkeit hätte sagen können, dass das D auf Lateinisch für die Zahl 500 steht, nicht das L (50)? Und wie ist das möglich, dass man auf einfachste Fragen einen solch kolossalen Blödsinn daherredet? Welche Farbe hat das Fruchtfleisch der Gurke? Weiß? Keineswegs, sondern grün, und zwar seit Jahrhunderten schon. Der nette Herr Bommes war trotzdem voll des Lobes.

Das Prinzip des Spiels besteht darin, dass die Gäste gemeinsam über die Runden hinweg durch ihre richtigen Antworten eine Gewinnsumme aufbauen, die sie gegen den Quizprofi verteidigen. In der zweiten Runde steht jeder Finalanwärter am Fuße einer Art Thron, auf dem besagter Quizprofi sitzt, in diesem Fall der fast allwissende, vielfach prämierte und scheinbar gefühlsgefrorene Wissensleistungssportler Sebastian Jacoby aus Oberstdorf, genannt "der Quizgott". Gast und Quizprofi bekommen dieselben Fragen, wer die richtige Antwort hat, rückt eine Stufe auf. Der Anwärter startet mit Vorsprung, der Quizgott versucht, ihn einzuholen. Gespielt wird im Format Multiple Choice, was den Unwissenden immerhin die Chance des Ratens lässt. Aber es half nichts. "Welcher ist ein Staat im Nordosten Amerikas, a) Conecticut, b) Connecticut, c) Conneticut"? Fünf Sekunden hat man Zeit, um den Witz der Frage zu verstehen und die Schreibweise der Worte zu erfassen. Kein Problem für Herrn Jacoby, der nicht im Affekt a) statt b) wählte.

Gefragt - Gejagt ist 2009 beim britischen Sender-Netzwerk ITV unter dem Titel The Chase entstanden und längst international am Start. Die NDR-Version begann 2012 und setzte sich durch. Offensichtlich kommt es bei den Leuten an, wenn ein paar Normalbelesene versuchen, einem menschgewordenen Lexikon Paroli zu bieten. Ein kurzes Quiz-Trainingslager ist vor der Teilnahme an der Sendung aber empfehlenswert, damit man sich mal wieder damit vertraut macht, wie die Hauptstadt von Burkina Faso heißt oder was es alles für Fremdwörter gibt. Sonst ist der Spaß relativ früh vorbei. Pardon gibt es von Leuten wie Sebastian Jacoby nämlich nicht. Für die SZ endete das Quiz deshalb auch mit der Frage: "Was wird in einem Aspersorium aufbewahrt?" Weihrauch. Nicht Sprengstoff. Herr Jacoby hat's natürlich gewusst.

Gefragt - Gejagt, ARD, montags bis freitags, 18 Uhr

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: