ARD-Krimi:Hochintelligente Kommissarin trifft auf ruppigen Eigenbrötler

Wolfsland - Ewig Dein

Schnüffeln für Anfänger: Yvonne Catterfeld und Götz Schubert in Wolfsland - Ewig Dein .

(Foto: MDR/Steffen Junghans)

Yvonne Catterfeld zieht als TV-Ermittlerin nach Görlitz, wo eine Leiche mit rotem Stringtanga im Mund wartet. Der Film hat Unterhaltungswert - wenn man ihn mit Humor nimmt.

TV-Kritik von Viola Schenz

Das Schöne an Görlitz ist seine historische Altstadt. Viele der Renaissance-, Barock- und Gründerzeitbauten hat man aufwendigst restauriert. Allerdings leidet Deutschlands östlichste Stadt an Bewohnerschwund. Wenn nicht gerade Rentner auf Besichtigungstour die prächtigen Fassaden bewundern, wirkt die Stadt oft wie ausgestorben. Die Konstellation aus halbleeren Häusern und Straßen macht Görlitz jedoch zur idealen Filmkulisse. Und so lässt auch der MDR seinen Krimi Wolfsland - Ewig Dein in Görlitz spielen (Buch: Sönke Lars Neuwöhner und Sven S. Poser; Regie: André Erkau); eine Fortsetzung läuft in der kommenden Woche.

Oberkommissarin Viola Delbrück (Yvonne Catterfeld), hochintelligent, beste Absolventin der Hamburger Polizeiakademie, lässt sich von der Elbe an die Neiße versetzen. "Überlebenstraining" nennt sie den Ortswechsel - eigentlich ist sie auf der Flucht vor ihrem irren, gewalttätigen Ehemann, einem forensischen Psychiater. In Görlitz erwarten sie ein aktenüberwucherter Schreibtisch, ein unbeholfener Kollege, der sich schlagartig in die junge Frau verliebt und sich bemüht, sie mit örtlichen Schrullen vertraut zu machen, vor allem aber der ruppige Hauptkommissar und Eigenbrötler Burkhard Schulz, genannt "Butsch" (gut gespielt von Götz Schubert).

Ja, klingt bekannt. Immer wieder werden Ermittler quer durch TV-Deutschland versetzt und müssen sich an seltsame Orte, Kollegen und Gepflogenheiten gewöhnen. Dass diese Rahmenhandlung schon das halbe Drehbuch sein kann, beweist die ausgezeichnete Serie Mord mit Aussicht mit der grandiosen Caroline Peters als Großstädterin, die ihr geliebtes Köln gegen die hinterste Eifelprovinz eintauscht.

Im neuen Leben von Ermittlerin Delbrück taucht die Leiche eines stadtbekannten Anwalts auf, in seinem Mund steckt ein roter Stringtanga. Weit schwerer als die Tätersuche erweist sich natürlich die Arbeit mit ihrem Partner - hier, klärt sie ein Kollege auf, ermittle man "nicht mit Butsch, sondern trotz Butsch". Der wirft ihr "Kleinmädchenlogik" vor, kann sich nie ihren Namen merken, öffnet ihr morgens splitternackt die Tür, schnüffelt am Tatort die Matratze ab ("einvernehmlicher Geschlechtsverkehr") oder durchwühlt die Unterwäscheschublade anderer Leute. Es tauchen nämlich weitere rote Slips auf, außerdem ein entführtes Baby, ein zum illegalen Landpuff umfunktionierter Gutshof, viel Bargeld, ein kriminelles, drogensüchtiges deutsch-polnisches Pärchen mit Kindheitstraumata und Fluchtplänen, sowie - warum auch immer - Wölfe und Raben. Eingebettet ist das alles in einen mystisch anmutenden Pro- und Epilog.

Natürlich finden die beiden Kommissare doch noch zu einer Art Teamarbeit, spätestens als er sich und seine alte Karre von ihr und ihrem flotten Sportwagen abschleppen lassen muss. Sie wird einfach ein wenig ruppig, er ein wenig offen. Und wenn man es mit Humor nimmt, hat diese Mischung aus wirrer Handlung, künstlich komplizierten Beziehungen und bemüht schlagfertigen Dialogen durchaus ihren Unterhaltungswert.

Wolfsland - Ewig Dein, ARD, 20.15 Uhr.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: